Riesiger Wohnkomplex in Chemnitz geplant: In die alte Fettchemie zieht neues Leben ein
Chemnitz - In das alte Verwaltungsgebäude der Fettchemie zieht nach zwanzig Jahren Leerstand wieder Leben ein.

Die legendäre "Fewa"-Johanna wurde hier erdacht, in den Versuchslaboren entstand die Rezeptur für "Fit". Nach dem Aus für den Chemiebetrieb 1992 residierte die Treuhand in dem denkmalgeschützten Klinkerbau. Jetzt sollen 63 Wohnungen im Hauptgebäude entstehen, sechs weitere in der ehemaligen Fabrikantenvilla daneben. Der Clou wird ein historischer Garten.
Mario Jacob (37) von der Dresdner Projektentwicklungsgesellschaft Jacob Grundbesitz GmbH: "Allein in das Verwaltungsgebäude sollen 18 Millionen Euro investiert werden. Sobald im Februar die Baugenehmigung kommt, geht es los. In zwei Jahren wollen wir fertig sein."
Geplant sind vor allem Drei- und Vierzimmerwohnungen mit Fußbodenheizung und Schallschutzfenstern zur Straßenseite. Die fünf Treppenhäuser werden mit Fahrstühlen ausgestattet.
Zur Gartenseite hin bekommt jede Wohnung einen knapp 17 Quadratmeter großen Balkon.
Das i-Tüpfelchen wird der parkähnliche Garten hinter dem Haus: "Der wurde von Herta Hammerbacher geplant, einer der führenden Landschaftsarchitektinnen der 30er-Jahre. Der Garten mit verschlungenen Wegen und Rabatten soll nach alten Bildern und Pflanzplänen, die im Architekturmuseum in Berlin erhalten geblieben sind, wiederhergerichtet werden", so Jacob.
Die Anlage bekommt eine automatische Bewässerung, einen Spiel- und Grillplatz und soll den Bewohnern offen stehen.
Nach Abschluss der Bauarbeiten werden die Wohnungen vermietet. Die Kaltmiete soll rund 7,50 Euro betragen.
Fewa und Fit machten den VEB Fettchemie berühmt

Die Fettchemie wurde mit "Fewa" bekannt - dem weltweit ersten vollsynthetischen Feinwaschmittel. Die Rezeptur erfand 1932 der Chemiker Heinrich Bertsch (1897-1981). Die "Fewa"-Werbefigur der Hausfrau "Johanna" erlangte in Ost und West Kultstatus.
Auch das 1954 als Marke eingetragene "Fit" wurde zum Renner. Bis heute gibt es das Spülmittel in der markanten Flasche, für deren Form der Rote Turm Vorbild war. Die Produktion von "Fewa" endete 1992 mit der Abwicklung des VEB Fettchemie.
Die alten Produktionsanlagen an der Neefestraße wurden abgerissen. Heute befindet sich dort der Solaris-Technologiepark.




