Doppel-Konzert krönt das KuHa-Jahr: Kraftwerk begeistern in der Stadthalle
Chemnitz - Offiziell endete das Kulturhauptstadt-Jahr am 28. November - sein würdiges Finale fand es am Samstagabend: Zum zweiten Mal innerhalb von acht Tagen trat die legendäre Band Kraftwerk in der Chemnitzer Stadthalle auf.
Die jeweils 3000 Karten warten quasi sofort ausverkauft. Wen wundert's: Keine andere Band hatte einen größeren Einfluss auf die weltweite Popkultur in den vergangenen 55 Jahren. Techno, Electro, EBM, Hip-Hop, Synthie-Pop: Kraftwerk war der Urknall.
Umso beeindruckender, wie frisch ihr Multimedia-Konzept auch im Jahr 2025 wirkt: vier stoische Männer vor ihren Konsolen, drei Musiker und ein Video-Artist. Akkurater Abstand, dahinter eine riesige Videowand. Musiker, Technik, Klang und Strom im Einklang - eine Mensch-Maschine.
Geprägt von diesem Minimalismus hat die Band um Ralf Hütter (79), dem letzten verbliebenen Gründungsmitglied, etliche Welthits geschrieben. "Das Modell", "Wir sind die Roboter", "Autobahn":
Gespielt wurden sie alle in dem mehr als zweistündigen Konzert, klanglich auf die Höhe der Zeit gebracht - auch diese ständige Weiterentwicklung hat Kraftwerk immer ausgemacht. Zeitlose Moderne, sozusagen.
Ralf Hütter sorgt für Gänsehaut-Moment
Großer Jubel beim Song "Spacelab", als ein Ufo auf der Leinwand erst über den Chemnitzer Theaterplatz flog und dann vor der Stadthalle landete.
Und Gänsehaut wenig später, als Ralf Hütter für einen Moment seine Bühnenrolle als "Mensch-Maschine" verließ, um mit persönlichen Worten an den japanischen Electro-Pionier, Pianisten und oscarprämierten Filmkomponisten Ryuichi Sakamoto zu erinnern: "1981 haben wir uns kennengelernt. Freunde fürs Leben." Sakamoto starb 2023.
Der Japaner Sakamoto, selbst ein Musik-Weltstar, veröffentlichte mehrere Alben mit dem gebürtigen Karl-Marx-Städter Multimedia-Künstler Carsten Nicolai (60, "alva noto"), das erste wurde 2005 im Chemnitzer Opernhaus uraufgeführt.
Auch da schloss sich an diesem denkwürdigen Abend ein Kreis, einer von vielen.
Titelfoto: Sven Gleisberg

