Musik auf dem Weihnachtsmarkt: Doch die Rechnung kommt erst nächstes Jahr
Chemnitz - "Vorfreude, schönste Freude" - hallt aus den Lautsprechern, wenn pünktlich zum Beginn des Chemnitzer Weihnachtsmarktes auch das tägliche Musikprogramm mit diesem Auftakt-Lied startet. Die Vorfreude auf die Rechnung für die Adventsbeschallung dürfte sich im Rathaus allerdings in Grenzen halten ...
Trotz eines Kompromisses mit der GEMA wird die musikalische Unterhaltung der Weihnachtsmarktbesucher wieder mehrere Zehntausend Euro kosten, die an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte zu zahlen sind.
Voriges Jahr musste Chemnitz 57.790 Euro Musikgebühren berappen, für deren Berechnung die beschallte Fläche in der Innenstadt zugrunde gelegt wurde - 2311 Euro pro Weihnachtsmarkttag.
Nach der Drohung einiger Kommunen, den explodierenden Abgaben mit "stillen" Weihnachtsmärkten zu begegnen, sagte die GEMA dieses Jahr einen Gebührennachlass von 35 Prozent zu.
Gemessen an 2024 wären das für Chemnitz rund 37.500 Euro.
Rund 900 Lieder auf der Weihnachtsmarkt-Playlist
Eine genaue Summe kennt die Stadt bisher nicht: "Die Gebührenerhebung seitens der GEMA erfolgt voraussichtlich im Januar", heißt es aus dem Rathaus.
Auf Sparflamme läuft die Weihnachtsmusik trotz der immensen Kosten nicht. "Eine Gebührenpflicht für den jeweiligen Kalendertag entsteht bereits beim öffentlichen Abspielen eines GEMA-pflichtigen Musiktitels", so eine Stadtsprecherin.
Insgesamt umfasst die Playlist des Weihnachtsmarktes aktuell rund 900 Titel, die nach Zufallsprinzip abgespielt werden.
Eine Ausnahme gibt es wie beim Auftakt- auch für das Abschlusslied: "'s is Feieromd" beschließt den Markt an jedem Abend. Das Lied wäre sogar GEMA-frei, denn sein Urheber Anton Günther (1876-1937) ist schon länger als 70 Jahre tot.
Wie gefällt Euch die Beschallung?
Eierpunsch-Verkäufer Moritz Schönherr (23): "Mir gefällt die Musikauswahl auf dem Weihnachtsmarkt. Die Mischung aus modernen und traditionellen Liedern ist genau richtig und gehört einfach dazu. Vor allem abends, wenn auf der Bühne live gespielt wird, bringt das eine schöne Stimmung."
Markt-Besucher Ines (64) und Andreas Pätzold (65): "Die GEMA-Abgaben finden wir überzogen. Es wäre eine gute Alternative, wenn auf dem Weihnachtsmarkt nur traditionelle Weihnachtslieder gespielt werden, für die keine Gebühren fällig sind. Da gibt es genügend, die in unsere Region passen. Wham hört man schon genug im Radio."
Kunsthandwerk-Verkäuferin Elisabeth Sommer (31): "Wir verkaufen direkt an der Bühne, da klingen einem abends schon die Ohren. Manche Live-Auftritte sind so laut, dass es grenzwertig ist. Aber ein guter Mix an Weihnachtsmusik gehört einfach zum Markt dazu. Darauf sollte man nicht verzichten."
Titelfoto: Uwe Meinhold

