Bei einer Flotte von 80 Fahrzeugen: Chemnitzer Spediteur stellt komplett auf Elektro um
Chemnitz - Eine Flotte von 80 Transportern, Lastern und Sattelschleppern ausschließlich mit Elektroantrieb: Was utopisch klingt, geht der Chemnitzer Unternehmer Sebastian Fankhänel (53) ganz praktisch an.

Seine Spedition "Euro.Courier" ist seit 25 Jahren europaweit unterwegs. "Wir sind die Feuerwehr für Direkt- und Sonderfahrten. Unsere Fahrzeuge verbrauchen 800.000 Liter Diesel pro Jahr. An einer Elektrifizierung führt kein Weg vorbei", sagt der Firmenchef und stellt die Weichen für die Umstellung auf E-Antrieb.
"Wir haben im Frühjahr die ersten drei E-Transporter gekauft. Die fahren mit einem Energieaufwand von umgerechnet 2,2 Litern Diesel auf 100 Kilometer. In den nächsten zwei Jahren sollen zehn 12-Tonner von MAN dazukommen."
Auf dem firmeneigenen Parkplatz in der Jagdschänkenstraße entsteht bereits die nötige Infrastruktur mit einer Elektroladebrücke für acht Fahrzeuge. "Wir investieren rund eine Million Euro, 250.000 Euro allein für einen Trafo mit einer Leistung von zwei Megawatt", so Fankhänel.
"An einer 300-KW-Ladestation dauert es knapp zwei Stunden, bis ein 12-Tonner geladen ist."


Reifenprofil nutzt sich schneller ab

Einen wichtigen Vorteil sieht der Firmenchef in der Planbarkeit der Kosten: "Den Strompreis handle ich langfristig mit dem Anbieter aus." Ein Teil kommt von der firmeneigenen PV-Anlage. "Es könnte noch mehr sein, wenn es in Sachsen eine Förderung für Batteriespeicher gäbe."
Auf einen Nachteil bei der Umstellung auf E-Nutzfahrzeuge ist der Speditions-Chef gestoßen: "Weil die Leistung beim Anfahren sofort da ist, nutzt sich das Reifenprofil deutlich schneller ab. Die im Frühjahr angeschafften Transporter brauchen vor dem Winter neue Reifen."
Die Rückmeldungen der Mitarbeiter zur E-Strategie fallen dagegen durchweg positiv aus: "Die Lärmbelastung und Vibration ist geringer. Die Leute kommen weniger gestresst am Ziel an", so der Firmenchef.
Titelfoto: Sven Gleisberg