Kein Bock auf Purple Path - Augustusburg enthüllt eigenen "Platzhirsch"

Augustusburg - Am Freitag wurde in Augustusburg die Skulptur "Platzhirsch" offiziell enthüllt - ein Kunstwerk, das die Stadt in Eigenregie geschaffen hat. Hintergrund ist der Streit um ein ursprünglich geplantes Werk für den Kunst- und Skulpturenweg Purple Path.

Bürgermeister Jens Schmidt (61, parteilos, l.) und Künstler Erik Neukirchner (53) weihten Freitag den "Platzhirsch" ein.  © Sven Gleisberg

Doch trotz dieser Eigeninitiative sind die Pläne für ein offizielles Kunstwerk weiterhin nicht vom Tisch.

Zur Enthüllung um Punkt 16 Uhr gab es eine faustdicke Überraschung im Kurfürstin-Anna-Garten: Die kleinere Vorab-Version der künftigen Skulptur zeigt keinen Hirsch, sondern einen Bergziegenbock.

"Es ist ein würdevoller, trotziger und stolzer Bock. Er symbolisiert genau das, was man einem Bergvolk nachsagt", so Bürgermeister Jens Schmidt (61, parteilos). Die Skulptur sei ein Ausdruck kultureller Eigeninitiative, ein Seitenhieb auf die Diskussionen um das ursprünglich geplante Kunstwerk für den Purple Path, das aus finanziellen Gründen vom Stadtrat abgelehnt wurde.

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"Wenn der Pfad nicht zu uns kommt, erweitern wir eben unseren eigenen Weg", so Schmidt weiter. Finanziert wird der Platzhirsch durch Spenden und Sponsoren.

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Das Kunstwerk zeigt zunächst die kleine Version des Bergziegenbocks. Eine größere Ausführung ist bereits in Planung.  © Sven Gleisberg

Bergbock statt Hirsch: Künstler feiert kreative Eigenlösung der Stadt

Die Stadt Augustusburg hat sich ein eigenes Kunstwerk geschaffen.  © Uwe Meinhold

Auch Künstler Erik Neukirchner (53) zeigte sich begeistert: "Der Blick in die eigenen künstlerischen Reserven kommt oft zu kurz. Umso mehr freut es mich, dass die Stadt diesen Weg einschlägt."

Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung hatte ihn einst gefragt, ob er einen Hirsch – das Wappentier der Stadt – gestalten könne. Der Titel "Platzhirsch" blieb, auch wenn die Figur selbst nun ein Bock ist.

Die Augustusburger zeigten sich ebenfalls angetan. "Passt gut zu uns", sagte eine Einwohnerin, während sie die Skulptur liebevoll streichelte. Viele machten gleich ein Foto vom neuen Bock.

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Und wie geht es mit dem Purple Path weiter? "Die Gespräche über ein offizielles Kunstwerk sind noch nicht abgeschlossen", erklärte eine Sprecherin der Kulturhauptstadt. Auch Bürgermeister Schmidt bestätigte dies und betonte, für Gespräche weiterhin offen zu sein. Ausgang derzeit offen.

Die Zeit drängt

"Was es jetzt braucht, ist keine weitere Absichtserklärung, sondern konkrete Schritte", sagt Redakteur Sebastian Gogol.  © Kristin Schmidt

Von Sebastian Gogol

Es ist ein Bock. Und was für einer: stolz, trotzig, würdevoll. Mit der Enthüllung der Skulptur "Platzhirsch" im Kurfürstin-Anna-Garten hat Augustusburg nicht nur ein neues Kunstwerk präsentiert, sondern auch ein starkes kulturpolitisches Statement abgegeben.

Die Akte "Purple-Path-Kunstwerk in Augustusburg" ist noch nicht geschlossen, zum Glück. Doch die Diskussion zieht sich nun schon seit geraumer Zeit hin, und ein klarer Ausgang ist weiterhin nicht in Sicht. Wir schreiben inzwischen Mai 2025. Das Kulturhauptstadtjahr läuft bereits seit Januar. Die Zeit drängt. Zwar betonen alle Beteiligten ihre Gesprächsbereitschaft, doch Worte allein reichen nicht mehr. Spätestens Ende November ist das Kulturhauptstadtjahr offiziell vorbei. Wer also wirklich eine Lösung will, muss jetzt handeln.

Denn eines ist klar: Planung, Genehmigungen und Umsetzung eines Kunstwerks benötigen Zeit, oft mehr als man denkt. Was es jetzt braucht, ist keine weitere Absichtserklärung, sondern konkrete Schritte. Gespräche müssen geführt, Entscheidungen getroffen und Projekte angestoßen werden.

Sonst kommt die "offizielle" Skulptur erst, wenn alles vorbei ist.

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