YouTuber aus England testet Chemnitz als Kulturhauptstadt

Chemnitz - "Dies ist nicht die Art von Ort, die ein durchschnittlicher Tourist normalerweise besuchen würde, und wenn Sie einen Deutschen fragen, wird er Ihnen sagen, dass Chemnitz nicht gerade einen sehr guten Ruf hat. Trotzdem wurde es irgendwie zu einer der europäischen Kulturhauptstädte für 2025 gewählt."

Andrew Bossom (53) an seinem Arbeitsplatz zu Hause. Er hat den YouTube-Kanal "rewboss" rund ums Thema "Deutschland aus der Sicht eines Briten".
Andrew Bossom (53) an seinem Arbeitsplatz zu Hause. Er hat den YouTube-Kanal "rewboss" rund ums Thema "Deutschland aus der Sicht eines Briten".  © privat

So beginnt der Brite Andrew Bossom (53) sein neuestes YouTube-Video. Über 15.700 Klicks hat das Video "THIS is a Capital of CULTURE?" von Bossom am Mittwoch und die Zahl geht stetig nach oben.

Bossom, der ursprünglich aus Glastonbury, England stammt, lebt seit über 30 Jahren in Deutschland.

"Ich habe eigentlich Sprachen studiert und bin dann vor 30 Jahren für geplante sechs Monate nach Deutschland gegangen und bin irgendwie kleben geblieben", sagt Bossom. Sein YouTube-Kanal "rewboss" mit 82.600 Abonnenten beschäftigt sich mit der deutschen Kultur, Sprache und Geschichte.

Fürs Kulturhauptstadt-Jahr: Künstler sucht "Schätze" aus Chemnitzer Garagen
Chemnitz2025 Fürs Kulturhauptstadt-Jahr: Künstler sucht "Schätze" aus Chemnitzer Garagen

In seinem neuesten Video nimmt er seine Zuschauer mit nach Chemnitz und erklärt, was Chemnitz für ihn zur perfekten Kulturhauptstadt 2025 macht.

"Ich habe versucht, eine Stadt zu beschreiben, die Potenzial hat, aber viele Herausforderungen besonders in Bezug auf ihr Image zu meistern hat. Und das macht tatsächlich eine exzellente Wahl als Europäische Kulturhauptstadt."

Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky: "Den Blick von außen auf unsere Stadt sollten wir immer aufmerksam zur Kenntnis nehmen"

Auch im Rathaus ist der "Klickhit" nicht unbemerkt geblieben. Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos) sagt: "Den Blick von außen auf unsere Stadt sollten wir immer aufmerksam zur Kenntnis nehmen. Der Autor des Videos hat bestätigt, was wir häufig von Besuchern hören, die zum ersten Mal in unsere Stadt kommen: Sie sind positiv überrascht!

Und weiter: "Je mehr Menschen dieses Überraschungserlebnis haben und in Fotos oder Videos oder Botschaften in die Welt tragen, umso besser! Durch das Thema Kulturhauptstadt haben wir in Chemnitz eine große Chance, die Qualitäten unserer Stadt bekannt zu machen."

Stefan Schmidtke, Programm Geschäftsführer der Kulturhauptstadt GmbH, sagt: "Das Video ist super. Ein Besucher nimmt die YouTube-Community mit auf eine vielfältige Entdeckungstour durch Chemnitz. Wir waren daran nicht beteiligt. Ich kann nur vermuten, dass der Titel 'Kulturhauptstadt Europas' den YouTuber auf Chemnitz aufmerksam gemacht hat und er neugierig geworden ist, sich die Stadt anzusehen."

Schmidtke erklärt: "Der Kulturhauptstadt-Effekt setzt also bereits vor dem Titeljahr ein. 'C the Unseen' heißt das Motto für Chemnitz 2025 und dieser Einladung ist der YouTuber schon jetzt gefolgt und hat seine Eindrücke geteilt. Wir freuen uns auf mehr Entdeckungsreisende."

Bossom, der mittlerweile in Kleinkahl bei Aschaffenburg lebt, hat in 15 Minuten exzellent gezeigt, wieso Chemnitz oftmals unterschätzt wird. Er selbst merkt an: "Ich war überrascht, wie sehr ich die Stadt doch tatsächlich mag. Ich meine, ich will nicht lügen, es ist nicht meine Lieblingsstadt, aber wenn du mir sagen würdest, dass ich hier den Rest meines Lebens verbringen müsste, wäre ich nicht allzu enttäuscht. Ich glaube, wenn Chemnitz seine Karten richtig ausspielt, kann die Stadt eine sehr gute Zukunft haben."

Titelfoto: privat

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