IT-Forensiker der Staatsanwaltschaft soll wichtige Daten gelöscht haben
Chemnitz - Tom B. (35) war bei der Chemnitzer Staatsanwaltschaft als IT-Forensiker angestellt. Kurz vor Beendigung seines Arbeitsverhältnisses löschte er alle Daten auf seinem Dienstrechner. Mit der Aktion entfernte er allerdings auch wichtige Software. Dafür landete der Chemnitzer am Dienstag vor dem Amtsgericht.

IT-Forensiker kommen dann zum Einsatz, wenn im Rahmen von Gerichtsverfahren digitale Spuren gesichert werden.
Dies tat auch Tom B., der von 2014 bis 2021 bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz beschäftigt war. Als er seinen Arbeitgeber verließ, setzte er alle Systeme auf seinem Dienstrechner auf Null.
"Er hat die Entscheidung getroffen: 'Ich kriege das System nur sauber, indem ich es komplett lösche'", erklärte Toms Anwalt Michael Windisch (54).
Allerdings: "Dabei war dem Angeklagten bewusst, dass diese forensischen Anwendungen für die Staatsanwaltschaft Chemnitz ein wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil zur Aufklärung von Straftaten und somit von erheblicher Bedeutung sind", so die Anklage.
Streit um Übergabeprotokoll und Software-Probleme im Fokus


Ein zentraler Punkt der Verhandlung ist, ob es ein Übergabeprotokoll von gebrauchter Hard- und Software gegeben hat. Überdies soll B.s Nachfolgerin Probleme gehabt haben, die Software wieder zu installieren.
Dem Angeklagten sprangen Dienstag Zeugen - andere IT-Experten - bei, die aussagten, dass die Konfiguration des Rechners maximal ein oder zwei Tage gedauert hätte. Zudem sagten sie aus, dass es kein Übergabeprotokoll gebe.
Am Ende des Verhandlungstages wurde eine Einstellung des Verfahrens ins Spiel gebracht, da die Tat bereits länger zurückliegt.
Allerdings will der Angeklagte keine Geldauflage zahlen. Daher wird die Verhandlung am 18. September fortgesetzt.
Titelfoto: Chempic