Für ein bisschen Buntmetall! Diebe plündern historisches Familiengrab
Chemnitz - Chemnitzer Stadtgeschichte einfach rausgerissen: Mitten im stillen Friedhofsidyll an der Wartburgstraße auf dem Stadtfriedhof Chemnitz haben gottlose Ganoven etwas gestohlen, das eigentlich unantastbar bleiben sollte: eine über 100 Jahre alte Kupferplatte vom Familiengrab der Sittes.
"Die Familie Sitte betrieb den Mehlgroßhandel 'Otto und Sitte' auf der Zschopauer Straße 24", erzählt Regina Hähle (72) vom Chemnitzer Geschichtsverein.
"Sie hatten nur ein Kind, ein Mädchen, das 1889 geboren und schon ein Jahr später gestorben ist. Nach dem Tod ihres Mannes ließ die Witwe 1912 das Grab auf dem Städtischen Friedhof vom Bildhauer Bruno Ziegler gestalten und 1914 die Tochter in das neu geschaffene Familiengrab überführen."
Ziegler (1879-1941) war einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit, schuf zahlreiche Grabmäler und Plastiken in Chemnitz – unter anderem das bekannte "Wassergetier" am Stadtbad.
Sein Werk am Sitte-Grab galt als "typische Arbeit in seinem Stil", die an den Kaufmann Friedrich Wilhelm Sitte (1859-1912) erinnerte, erzählt Gästeführerin Edeltraud Höfer (69) und zählt zu den wenigen, die mit Galvanobronze gearbeitet wurden.
Polizei sucht Zeugen zum Grabplatten-Diebstahl
Höfer ist entsetzt: "Hier wird leider immer wieder gestohlen, von Lampen bis Blumen. Aber so eine alte Grabplatte zu entreißen, ist besonders dreist."
Der Schaden beläuft sich laut Polizei auf mehrere hundert Euro.
Jetzt wird wegen Diebstahls von Buntmetall ermittelt. Sachdienliche Hinweise nimmt das Polizeirevier Chemnitz-Südwest unter 0371/52630 entgegen.
Wer die Platte gesehen hat oder wem sie angeboten wurde, soll sich dringend bei der Polizei melden.
Titelfoto: Bildmontage: Uwe Meinhold, Polizei
