Neonazi-Attacke auf Kunstsammlungen-Chef: "Eine Frau stand daneben, tat nichts"
Chemnitz - Schlimme Attacke auf den Chef der Chemnitzer Kunstsammlungen! Eine Gruppe von fünf jugendlichen Neonazis (drei Männer, zwei Frauen) verprügelte am Abend am Konkordiapark in der Hartmannstraße den Generaldirektor Frédéric Bußmann (47). Die Schläger zertrümmerten Bußmanns Brille, verpassten ihm eine blutige Lippe. Der Kunstfachmann entkam zur Polizei, die die mutmaßlichen Täter (15 - 20) fasste.
Frédéric Bußmann ist schockiert: "Das kann überall passieren. Aber es zeigt, dass wir mehr tun müssen für politische und historische Bildung sowie Demokratieerziehung in den Familien."
Der Wahl-Chemnitzer hatte zuvor den Kauf eines Kunstwerks von Karl Schmidt-Rottluff gefeiert. Auf dem Heimweg hörte er an einer Bushaltestelle am Konkordiapark laute "Heil Hitler"-Rufe, sah erhobene Arme. "Ich lief hin und bat sie, die Rufe zu unterlassen."
Die Jugendlichen, vier Deutsche und eine Ungarin, dachten gar nicht daran. "Sie drehten total durch", so Bußmann, "schlugen und traten auf mich ein".
In dem Moment fuhr ein Bus am Straßenrand an. Mutig sprang Bußmann auf die Straße, stoppte den Bus. "Da verdrückten sie sich."
Auch Oberbürgermeister Schulze ist schockiert über die Neonazi-Attacke
Frédéric Bußmann nutzte die Chance, rannte zur Polizei und erstattete Anzeige. Sofort eilte ein Streifenwagen Richtung Park und stellte die fünf jungen Leute.
Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) ist schockiert: "Solche Gewalt, egal gegen wen, ist zu verurteilen. Ich habe Frédéric Bußmann bereits für seine Zivilcourage gedankt."
Entsetzt ist der Museums-Chef über eine Zeugin: "Eine Frau stand daneben, tat nichts." Unterlassene Hilfeleistung!
Die Polizei ermittelt wegen schwerer Körperverletzung und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Titelfoto: Uwe Meinhold