Chemnitz - "Na Mensch, hier wird ja doch noch investiert! Das sind aber schöne Bilder", sagt eine ältere Dame, das Handtuch unterm Arm. Beim Verlassen des Schwimmbades Südring in Morgenleite bleibt sie vor dem neuen Wandbild im Foyer stehen: Kurven, Kanten, Körpervielfalt in einer Schwimmbad-Szene. Was da so bewundert wird, ist keine Deko, sondern ein Kunstwerk im Rahmen der Kulturhauptstadt in Chemnitz.
Genauer: Tape Art. Künstlerin Katrin Lazarus (37) hat es aus Magnetbändern alter VHS-Kassetten auf Plexiglas geklebt.
"Ich möchte mit meiner Kunst zeigen, dass alle Körper schön sind", erklärt die 37-Jährige. Eine Botschaft gegen Normen, und das ausgerechnet hier, wo viele sich im Bikini unwohl fühlen.
Für Lazarus ist die Akzeptanz des eigenen Körpers auch ein persönliches Thema: "Ich fühle mich wohl in meinem Körper, aber unrasierte Beine öffentlich zu zeigen, ist für mich immer noch ein Prozess."
Sie selbst empfindet es als befreiend, wenn sie Frauen sieht, die ganz selbstverständlich mit ihrer Behaarung umgehen. Sie will Mut machen, sich zu zeigen, wie man ist. Ohne Filter, ohne Scham.
Susann Neuenfeld (46) vom Projektträger Arthur e.V. erklärt die Idee dahinter: "Wir wollten genau diesen Ort, hier zeigt sich Körperlichkeit ganz direkt. Und wir sagen: Vielfalt ist gut."
Das Kunstwerk ist Teil der Urban Art Academy, einem KuHa-Projekt. Ob dick oder dünn, jung oder alt: "Alle Körper sind hier willkommen", sagt die Künstlerin. Die Senioren im Foyer haben das längst verstanden.