European Peace Ride endet in Chemnitz: Radfans feiern Ikone Jan Ullrich
Chemnitz - Der European Peace Ride (EPR) hat in seiner KuHa-Edition mächtig abgeliefert! Stargast Jan Ullrich (51) war beim Finale von Ústí nad Labem nach Chemnitz der Magnet für die Fans. Doch die wahren Helden sind die 250 Radler, die 510 Kilometer mit unzähligen Höhenmetern bewältigten - getragen von der Botschaft: Miteinander, Frieden, Toleranz.
Am Samstag um 16.15 Uhr herrschten Jubel, Tränen, Gänsehaut. Die 250 Fahrer rollten ins Chemnitzer Jutta-Müller-Eissportzentrum ein, wo Oberbürgermeister Sven Schulze (53, SPD) sie feierlich empfing.
"Eine tolle Leistung mit einer wichtigen Botschaft", lobte er.
Zur Feier des Tages durften sich die Teilnehmer ins Kulturhauptstadt-Buch eintragen - darunter auch Radsport-Legende Jan Ullrich, der die letzte Etappe begleitete.
Begeisterung in Tschechien
Bereits am Freitagabend hatte Ullrich im Park Městské sady in Ústí nad Labem für Begeisterung gesorgt. Mit einem Scherz ("Ihr seht ja noch ganz fit aus") begrüßte er das Peloton, schrieb unzählige Autogramme, posierte für Selfies und signierte Poster, Shirts und sogar Fahrräder.
Danach schwang er sich noch aufs Tandem und drehte Ehrenrunden um den Parkbrunnen.
Pünktlich um 8 Uhr am Samstag startete das Feld im dichten Nebel über den Erzgebirgskamm Richtung Annaberg-Buchholz - mit Ullrich mittendrin. "Ich hoffe, die Freude ist heute stärker als der Schmerz in den Beinen", witzelte der 51-Jährige.
Er kämpfte sich mit den Fahrern den Anstieg hinauf, suchte das Gespräch, musste aber wegen Verspätung die Etappe kurz danach abbrechen und per Auto nach Annaberg gebracht werden, um die geplante Autogrammstunde einzuhalten.
Mit dem Auto zur Autogrammstunde
Dort warteten bereits zahlreiche Fans. "Jan ist eine Ikone für mich. Klar, er hat Fehler gemacht, aber er hat die Kurve bekommen. Auch das macht ihn wertvoll", schwärmte ein Autogrammjäger. Anschließend stieß Ullrich wieder zum Peloton und rollte gemeinsam mit den Fahrern die letzten Kilometer nach Chemnitz.
Am Ziel angekommen, stürmten auch hier die Fans zu ihm. Der Ansturm war so groß, dass die Autogrammstunde abgebrochen werden musste.
Die Friedensfahrt war am Donnerstag in Passau mit dem Ziel Pilsen gestartet. Am Freitag ging es für das Peloton Richtung Ústí nad Labem. Samstag dann die letzte Etappe nach Chemnitz mit dem Aufstieg auf den Erzgebirgskamm. Unterwegs herrschte beste Stimmung: Die Fahrer klopften sich gegenseitig auf die Schulter, gaben sich High-Fives und halfen sich besonders beim schweren Anstieg über den Kamm - mal mit anfeuernden Rufen, mal durch Anschieben.
"Das zeigt das große Miteinander auf der Tour. Das wird hier gelebt und rührt uns zu Tränen", betonte Teilnehmerin Tina Hübschmann (48).
Positives Tour-Fazit
"Die gesamte Tour lief ohne größere Zwischenfälle ab", so das Fazit von Rennleiter Hagen Schanze (55). Einen Polizeieinsatz gab's in Slowenien, als ein kleines Fahrerfeld mit über 20 Radlern am Montag bereits in Nova Gorica gestartet war.
"Nach den ersten 15 Kilometern hielt uns die Polizei an, da wir einen Stau verursacht haben. Jedoch ging's nach kurzer Absprache weiter." Auf der letzten Etappe sei ein tschechischer Teilnehmer gestürzt und erlitt eine kleine Platzwunde am Kopf. Er wurde sicherheitshalber ins Krankenhaus gebracht, ist aber wohlauf.
Auch die Radler Jan Wiedemann (53) und Mike la Dous (52) strahlten: "Wir haben hier tolle Menschen kennengelernt", so der Tenor der beiden. Zwischendrin brannten auch die Beine, aber alle haben es geschafft. Wiedemann ist schon von Nova Gorica gestartet und hatte rund 1000 Kilometer in den Knochen. Radler André Poscher blieb ein Moment besonders in Erinnerung: "Ein kleines Mädchen schenkte mir bei einem Zwischenstopp eine Windmühle und umarmte mich. Das war der Moment, der mich berührte. Dafür sind wir hier unterwegs", meinte er.
Anja Schrammel war als ehrenamtliche Helferin dabei. "Der EPR ist für mich pure Leidenschaft mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Ich bin stolz, Teil davon zu sein", sagt sie.
Gemeinsam mit rund 90 weiteren Helfern kümmerte sie sich darum, dass die Fahrer unterwegs versorgt wurden, Fahrten organisiert und Mahlzeiten ausgegeben wurden.
Titelfoto: Sebastian Gogol
