Flaggenärger überschattet ansonsten friedlichen CSD

Chemnitz - Rund 2.000 Menschen feierten am Samstag fröhlich und friedlich den Christopher Street Day (CSD) in der Chemnitzer Innenstadt.

Aktivist Olaf Wunderbar (42) reiste extra aus dem Raum Rostock zum Chemnitzer CSD an.  © Ralph Kunz

Die bunte Parade zog durch die City, begleitet von guter Stimmung, aber auch kritischen Tönen: Der diesjährige Schirmherr, Oberbürgermeister Sven Schulze (53, SPD), stand erneut wegen der sogenannten Flaggenaffäre in der Kritik. Kurzzeitig wehte allerdings eine Pride-Flagge am Rathaus.

Bereits gegen 12 Uhr war der Schillerplatz, Startpunkt des Demozuges, gut gefüllt. Unter den Teilnehmenden waren auch Cynthia Rothe (30) aus Stollberg und Rey Neubert (42) aus Chemnitz. "Das Leben für queere Menschen ist immer noch schwierig. Deshalb sind wir heute hier", so das Paar.

Auch 2025 sei der Alltag in Chemnitz oft von Anfeindungen geprägt. "Pöbeleien und Beleidigungen gehören zur Tagesordnung. Man überlegt es sich zweimal, ob man in der City Händchen hält", so Neubert.

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Schon auf dem Weg zum CSD hätten sie Herzrasen gehabt.

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Ob es zu einer Anzeige kommt, ist noch offen

Die Demo zog mit rund 2 000 Teilnehmern durch die City. Auf der Theaterstraße fand eine Kundgebung statt.  © Ralph Kunz
Cynthia Rothe (30) aus Stollberg und Rey Neubert (42, r.) aus Chemnitz nahmen am CSD teil.  © Ralph Kunz
OB Sven Schulze (53, SPD) hielt eine Rede zum CSD. Dazu gab's Zwischenrufe.  © Ralph Kunz
Marten Henning (29, Linke) war mit dabei, als die Pride-Flagge am Rathaus gehisst wurde.  © Ralph Kunz
Eine Gegendemo von Rechten sammelte sich in der Brückenstraße. Zwischenfälle blieben aus.  © Haertelpress/Harry Härtel

Oberbürgermeister Schulze eröffnete die Veranstaltung mit einer Rede: "Die queere Community gehört zu unserer Stadt."

Während seiner Ansprache kam es zu Zwischenrufen von Aktivisten, die "Heuchler", "Lügner" und "Häng die Fahne auf" skandierten - als Reaktion auf die Entscheidung, keine Regenbogenflagge offiziell am Rathaus zu hissen. Schulze entgegnete, gelebte Akzeptanz sei wichtiger als Symbolpolitik.

Am frühen Morgen hatten Aktivisten dennoch kurzzeitig eine Pride-Flagge am Rathaus angebracht. "Nach 52 Minuten war sie wieder weg", berichtet Marten Henning (29, Linke), der bei der Aktion dabei war. Die Feuerwehr entfernte sie mit einer Drehleiter, die Polizei nahm die Personalien auf.

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Beim CSD sorgte die Aktion für erneute Kritik. Schulze verwies auf die Flaggenverordnung. Ob eine Anzeige folgt, ließ er offen: "Wir werden sehen." CSD-Organisator Robert Lutz (37) zieht ein positives Fazit: "Mit rund 2 000 Teilnehmenden sind wir so groß wie nie zuvor."

Auch die Polizei meldete einen weitgehend störungsfreien Verlauf. Eine kleine Gegenkundgebung mit 16 Personen auf der Brückenstraße blieb ohne Zwischenfälle.

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