Gänsehaut pur, wenn in Chemnitz zehntausend das Steigerlied singen

Chemnitz - Glück auf! Der Steiger kommt! Rund 13.000 Zuschauer drängten sich am gestrigen Sonnabend zur Chemnitzer Bergparade an der Straße der Nationen und der Brückenstraße. Begeistert feierten sie 605 Uniformträger, 367 Bergmusiker und 20 Sängen beim Umzug.

Ein wahrer Hingucker im Advent: Traditionell eröffnete Chemnitz den Reigen der Bergparaden.
Ein wahrer Hingucker im Advent: Traditionell eröffnete Chemnitz den Reigen der Bergparaden.  © Ralph Kunz

Unter den festlichen Habits fielen zwei Männer im braunen Dreck-Kittel und den klackenden Holzsohlen besonders auf: Norbert Schüttler (56) war einst Hauer im Wismut-Schacht Ronneburg. Er brachte Sohn Christoph (24) mit. Der, Lehrer für Mathe und Chemie in Leipzig, kennt den Bergbau nur von Papa, findet aber: "Es ist wichtig, Tradition zu wahren." Dazu gehörten Freiberger Blende, Tzscherper-Tasche, Keilhaue, Schlägel und Eisen.

An die Geschichte ihrer Vorfahren erinnert die Familie Gröbner aus Geyer. Ein Opa war früher bei der Wismut in Johanngeorgenstadt, der andere Hauer und seine Frau Haspel in Geyer. Mutter Anja Gröbner (41) geht seit 30 Jahren auf Bergparaden: "Das verbindet mich mit meiner Familie und meiner Heimatstadt."

Damit infizierte sie ihren Mann Danny (44) sowie die Töchter Amélie (14), Zoé (10) und Enya (8). Gekleidet als Schmiede und Vitrioler finden sie Chemnitz als Paraden-Auftakt reizvoll: "Wenn 10.000 Menschen das Steigerlied singen, ist das Gänsehaut pur."

Norbert Schüttler (56) und Sohn Christoph (24) kamen im Dreck-Kittel aus Leipzig, schlossen sich beim Umzug dem Freundeskreis Geologie und Bergbau Hohenstein-Ernstthal an.
Norbert Schüttler (56) und Sohn Christoph (24) kamen im Dreck-Kittel aus Leipzig, schlossen sich beim Umzug dem Freundeskreis Geologie und Bergbau Hohenstein-Ernstthal an.  © Ralph Kunz
Anja (41) und Danny Gröbner (44) mit Töchtern Amélie (14), Zoé (10) und Enya (8) als Schmiede und Vitrioler aus Geyer.
Anja (41) und Danny Gröbner (44) mit Töchtern Amélie (14), Zoé (10) und Enya (8) als Schmiede und Vitrioler aus Geyer.  © Ralph Kunz

Regionalminister Thomas Schmidt (62, CDU) lobte alle Teilnehmer: "Die Tradition ist das Fundament, auf den die Zukunft bauen kann."

Felix Erhardt (33) war zum ersten Mal dabei, fand: "Das sorgt für Weihnachtsstimmung." Seit rund 70 Jahren gehen Gudrun (80) und Dieter Korb (78) auf jede Chemnitzer Bergparade: "Danach trinken wir immer einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Vielleicht auch zwei."

Rund 13.000 Besucher feierten die Mitwirkenden in der Straße der Nationen und der Brückenstraße.
Rund 13.000 Besucher feierten die Mitwirkenden in der Straße der Nationen und der Brückenstraße.  © Ralph Kunz
Fast 1000 Teilnehmer - 605 Uniformträger, 367 Bergmusiker und 20 Bergsänger/-innen - nahmen an der Parade teil.
Fast 1000 Teilnehmer - 605 Uniformträger, 367 Bergmusiker und 20 Bergsänger/-innen - nahmen an der Parade teil.  © Ralph Kunz
Das Abschlusskonzert gab es auf dem Chemnitzer Theaterplatz.
Das Abschlusskonzert gab es auf dem Chemnitzer Theaterplatz.  © Ralph Kunz

Hier gibt's die schönsten Bergparaden zu sehen

Bis 23. Dezember gibt's wieder Bergparaden zu erleben.
Bis 23. Dezember gibt's wieder Bergparaden zu erleben.  © Ralph Kunz

Bis Weihnachten warten zahlreiche Bergparaden auf die Freunde dieser alten Erzgebirgstradition. Nach dem Auftakt in Chemnitz und den Treffen in Zwönitz, Oelsnitz, Thum und Aue an diesem Wochenende sind das hier alle weiteren Termine:

  • 8. Dezember, 18 Uhr, Brand-Erbisdorf
  • 9. Dezember, 14 Uhr, Stollberg
  • 9. Dezember, 17 Uhr, Freiberg und Olbernhau (Hütten- und Bergaufzug)
  • 10. Dezember, 16.30 Uhr, Schneeberg
  • 16. Dezember, 13.45 Uhr, Johanngeorgenstadt
  • 16. Dezember, 14 Uhr, Zwickau
  • 16. Dezember, 15.30 Uhr, Seiffen
  • 16. Dezember, 17 Uhr, Schwarzenberg
  • 17. Dezember, 14 Uhr, Marienberg
  • 17. Dezember, 17 Uhr, Lößnitz
  • 23. Dezember, 13.30 Uhr, Große Abschlussbergparade in Annaberg-Buchholz.

Die Abschlussparade findet traditionell immer am 4. Advent statt. Da dieses Jahr Heiligabend auf den letzten Adventssonntag fällt, wurde die Parade in Annaberg auf den 23. Dezember vorgezogen.

Titelfoto: Ralph Kunz

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