Chemnitz - Zwischen alten Kinosesseln und Kamerastativen kämpfen in Chemnitz gerade fünf Menschen um ihre Jobs und rund 3000 junge Leute um ihren kreativen Ort: Die Chemnitzer Filmwerkstatt steht vor dem Aus. Hintergrund sind die massiven Kürzungspläne der Stadt im Jugendbereich. 16 Millionen Euro sind eingeplant, 17,6 Millionen werden gebraucht, 26 freien Trägern droht das Ende.
Mitten drin: der Jugendbereich der Filmwerkstatt im Clubkino Siegmar, seit 1991 eine der wichtigsten Adressen für Filmbegeisterte. "Wir sind insgesamt fünf Mitarbeiter, die sich zweieinhalb Stellen teilen", sagt Medienpädagoge Sebastian Steger (44).
"Aber wir machen das eben sehr gerne und mit viel Herzblut." Jetzt soll die Förderung komplett gestrichen werden. "Kürzung ist ja der falsche Begriff, man muss wirklich sagen: streichen, es fällt dann alles komplett weg", so Steger klar.
Was dann verloren ginge, sprengt jeden Rotstift – Ferienkurse, offene Filmgruppen, Schul-AGs, Projekte mit Jugendclubs, Eltern-Kind-Trickfilme in der Stadtbibliothek. "Bei uns wird praktische Medienarbeit betrieben", erklärt Steger.
"Die Kinder gehen hier in die Mache, statt in den reinen Konsum." Drehbuch schreiben, drehen, schneiden und nebenbei lernen, wie man in einer Gruppe seine Rolle findet und "Geschichten so erzählt, dass sie von anderen verstanden werden".
Medienpädagoge: "Wir brauchen das Geld"
Viele heutige Profis haben hier ihre ersten Schritte gemacht. Dazu zählen Schauspielerin Teresa Weißbach (44, Erzgebirgskrimi), Cutterin Susanne Schiebler (46) und Regisseur Olaf Held (55). "Mindestens zehn Leute arbeiten heute professionell in Film und Fernsehen", so Steger.
Zu Arbeit gehören längst auch Handy-Realität und TikTok-Dauerfeuer. "Wir thematisieren alle Themen, die irgendwie mit dem Zusammenhang Internet, Smartphone in irgendeiner Weise gefährlich oder teuer werden können", sagt Steger über die Smartphone-Prävention, die von Cybermobbing über Spielsucht bis Fake News geht.
Ohne Geld von der Stadt aber bleibt der Saal dunkel. "Der Bedarf ist einfach riesig", warnt der Medienpädagoge. "Eigentlich bräuchte es mindestens fünf Filmwerkstätten, um wirklich in sämtlichen Stadtteilen so was Schönes anzubieten."
Einen Gang zurückschalten will er nicht. "Wir können von unserer Forderung nicht zurücktreten, wir brauchen das Geld. Kompromisse gibt's in der Hinsicht nicht."