Kunst kennt keine Behinderung: In dieser integrativen Kreativwerkstatt entstehen Unikate

Chemnitz - Nicht nur die Kunstwerke sind Unikate: Auch der pädagogische Ansatz der integrativen Kreativwerkstatt der "Selbsthilfe 91" ist in Chemnitz einzigartig. An den Werkbänken zaubern etwa Geflüchtete, Menschen mit Suchterkrankungen und psychischen Problemen sowie kognitiv Beeinträchtigte wunderschöne Kunstprodukte für den guten Zweck.

Holz ist das beliebteste Arbeitsmaterial in der Kreativwerkstatt. Dessen Leiter, Michael Pester (48, r.), steht Olaf Naumann (60) mit Rat und Tat zur Seite.
Holz ist das beliebteste Arbeitsmaterial in der Kreativwerkstatt. Dessen Leiter, Michael Pester (48, r.), steht Olaf Naumann (60) mit Rat und Tat zur Seite.  © Maik Börner

An allen Ecken und Enden des ehemaligen Netto-Marktes wird gewerkelt und gewuselt. In einem Raum näht Zorha Eldja (52) Sitzbezüge für ein Pflegeheim.

Ein paar Schritte weiter malt Jacinta Roscher (29) Wandverschönerungen für einen Kindergarten. Gleich hinter ihr steht Olaf Naumann (60) an der Werkbank und schält Drechselholz von einem Haselnuss-Stamm.

Auch wenn alles so geordnet und professionell zugeht: "Auf dem ersten Arbeitsmarkt würden die meisten unserer Klienten untergehen", erklärt der Leiter der Kreativwerkstatt, Michael Pester (48).

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Dieser rief die Werkstätten mit dem heutigen integrativen Ansatz bereits 2014 ins Leben. Schon im Studium träumte er von einem Ort, an dem beeinträchtigte Menschen und gelernte Handwerker arbeiten. Dieses Konzept legte er der "Selbsthilfe 91" vor - und wurde kurz darauf Projektleiter.

Näherin Zorha Eldja (52) fertigt hier Sitzbezüge für ein Pflegeheim.
Näherin Zorha Eldja (52) fertigt hier Sitzbezüge für ein Pflegeheim.  © Maik Börner

Die Kreativwerkstatt erwartet noch in diesem Jahr zwei Neuerungen

Präzisionsarbeit: Hier zaubert Jacinta Roscher (29) Wandschmuck für eine Kita.
Präzisionsarbeit: Hier zaubert Jacinta Roscher (29) Wandschmuck für eine Kita.  © Maik Börner

Heute ist der Traum Realität: In den beiden Kreativwerkstätten gibt es einen gewerblichen Bereich, in dem sechs Fachleute Aufträge abarbeiten.

Und es gibt die Klienten (2021 waren es insgesamt 40), deren Produkte vorwiegend Chemnitzer Einrichtungen zugutekommen. Hinzu kommen vier Sozialarbeiter und vier technische Anleiter, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Das Jahr 2022 ist bedeutend für die Kreativwerkstätte und den Trägerverein, die "Selbsthilfe 91". Zum 30. Geburtstag des Vereins wird es auch in den Werkstätten zwei entscheidende Neuerungen geben. Bald sollen dort nicht nur Menschen mit kognitiven, sondern auch solche mit körperlichen Einschränkungen arbeiten.

Teamwork: Praktikant Daniel Horlbeck (23,l.), Thomas Reinbart (36) und Ausbilder Sven Kertscher (33) an der Kreissäge.
Teamwork: Praktikant Daniel Horlbeck (23,l.), Thomas Reinbart (36) und Ausbilder Sven Kertscher (33) an der Kreissäge.  © Maik Börner
Sozialarbeiterin Doreen Baldauf (35) präsentiert ein Hexenhaus.
Sozialarbeiterin Doreen Baldauf (35) präsentiert ein Hexenhaus.  © Maik Börner
Das Kunsthandwerk soll bald auch im Werksverkauf angeboten werden.
Das Kunsthandwerk soll bald auch im Werksverkauf angeboten werden.  © Maik Börner

Der Standort in der Jagdschänkenstraße wurde dafür barrierefrei gemacht. Einsatzschwerpunkt wird Neuerung Numero 2: der Werksverkauf, der in diesem Frühjahr starten soll.

Titelfoto: Maik Börner

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