Von Himmelbett bis Strafbank: Chemnitzer Wohnungen für Liebe auf die harte Tour
Chemnitz - Vom Himmelbett auf die Strafbank und zurück in den Kettenkäfig: Manche Menschen in Chemnitz lieben Liebe auf die harte Tour.

Wer Fetisch-Neigungen ausleben möchte, ohne sein Schlafzimmer in eine Folterkammer zu verwandeln, für den gibt es spezielle Miet-Apartments.
BDSM-Wohnungen nennen sich die knallhart eingerichteten Räume. BDSM steht für sexuelle Spielarten mit Dominanz und Unterwerfung, Peitschen und fesselnden Rollenspielen. Natürlich alles freiwillig.
Heiko Ruß (61) kam vor zwölf Jahren auf die Idee bei einem Urlaub. Der Schleifscheibenverkäufer hat heute gleich drei Miet-Zimmer in Helbersdorf und im Zentrum.
Am beliebtesten ist das "Bizarrie" mit Romantik-Schlafzimmer, Klinikbereich mit Wohnecke und dem liebevoll eingerichteten Bondagezimmer mit Sklavenstuhl, Masken und Spreizstangen.
Heiko Ruß: "Ich kann mehr bieten als BDSM-Fans zu Hause. Auch wenn manches Paar mit Koffern voller Spielzeug anreist."

Ärger nur mit dem Ordnungsamt

Drei Stunden Aufenthalt kosten 115 Euro. Längst kann Heiko Ruß von der Vermietung leben. Spaß macht es zudem: "Mit Gästen habe ich nie Ärger. Höchstens mit dem Ordnungsamt, das nicht verstehen will, dass das nichts mit Prostitution zu tun hat."
Selbst aus der BDSM-Szene kommt Rebecca Liebers (56), die ein Apartment für die härtere Gangart im Ortsteil Altendorf unterhält. "Hier gibt es alles, was Leute brauchen, die 'Shades of Grey' nachspielen möchten", weiß Liebers.
Sogar eine Whirlwanne, eine elektrische Fliegenklatsche und ein Klinikzimmer für spezielle Doktorspiele sind vorhanden.
Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Eine Schulbank ist in den 60 Euro für zwei Stunden inklusive. Rebecca Liebers hatte nur einmal Ärger: "Ein Gast ließ sich von einer Domina auspeitschen, schrie so laut, dass Menschen draußen stehen blieben."

Raum für Pläsierchen
Kommentar von Bernd Rippert

Jedem Tierchen sein Pläsierchen, heißt es im Volksmund, wenn über eher außergewöhnliche Hobbys und Bedürfnisse gesprochen wird. Das gilt auch für die BDSM-Wohnungen in Chemnitz.
Die meisten Bewohner werden diese Räume nicht kennen, auch wenn sie schon daran vorbeigelaufen sind. Wenn sie wüssten, was im Inneren alles passiert!
Da werden Menschen geschlagen und gequält, ausgepeitscht und gefesselt in Käfige gesteckt. Sie werden an Kreuze gebunden und mit allerlei Zubehör drangsaliert. Das alles freiwillig und zum Zwecke der Lust.
Diese BDSM-Praktiken erregen heute kaum noch Abwehr und Abscheu. Längst haben wir uns an die unterschiedlichen Pläsierchen gewöhnt. Das ist auch gut so. Denn es gibt ja noch ein weiteres Sprichwort: Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.
Nur zu Hause zwischen Küche und Kinderzimmer wird es oft ein wenig eng bei solchen Spielchen. Manchmal haben auch Nachbarn kein Verständnis für lärmende Hobbys. Da ist es gut, dass es auch in Chemnitz Miet-Räume für Liebe auf die harte Tour gibt.
Titelfoto: Bildmontage: Ralph Kunz (2), Sven Gleisberg