Chemnitz: Dieser kleine Innenstadt-Würfel hat eine wechselvolle Vergangenheit
Chemnitz - Der Würfel in der Theaterstraße in Chemnitz war schon vieles - Plattenladen, Army-Shop, Club "091". Aktuell finden Nachteulen hier wochentags die späteste Gastronomie der Stadt. Und noch viel mehr. Denn das Barkombinat mixt Kneipe, Musik, Kunst, Lesungen, Politik - und Bingo.
Zwei Freunde haben den kleinen Betonkubus in Sichtweite von Parteisäge und Dorint Kongresshotel unter dem Eindruck der langen Corona-Leere angemietet, um anzubieten, was vielen viel zu lange gefehlt hat.
"Wir wollen urbanes Kiez-Kneipen-Feeling an den Start bringen und einen Raum schaffen, wo sich Leute treffen und soziale Kontakte pflegen können", sagt Marcel Irgang (33), der das Gesicht hinter dem Tresen und manchem noch aus der Coffee-Art-Bar bekannt ist.
Fabian Eisentraut (36) organisiert im Hintergrund und packte als ehemaliger Ladenbauer auch die Raumgestaltung an.
Das Innenleben des Barkombinats passt zum ostalgischen Namen: zusammengewürfelte DDR-Retro-Möbel.
Bingo-Abend lockte vor allem junge Leute
Ähnlich bunt gemischt ist das Publikum, das es ins Barkombinat verschlägt. "Das sind Hotelgäste, Leute aus der Stadt in den 30ern. Aber auch Altherrenrunden, die zuerst aus Versehen hier landen, hier ihr Bier trinken, sich wohlfühlen und dann wiederkommen", zählt Irgang auf.
"Wir waren auch Aftershow-Location für den Landesparteitag der Linken." Der jüngste Bingo-Abend lockte vor allem junge Leute. Freitag und Samstag ist bis 3 Uhr geöffnet, wochentags (ab Dienstag) geht es bis 1 Uhr. "Dann machen wir hier im Zentrum das Licht aus", so Eisentraut.
Im Barkombinat finden auch Neu-Künstler regelmäßig eine Bühne: erste Auftritte von Musikern, DJs gehören dazu und Ausstellungen. Der Chemnitzer Tätowierer David Ernst zeigte seine Werke als Maler, die Tierarzthelferin Melanie Böhm ihre abstrakte Kunst.
Wer es ihnen gleichtun will, dem rät Marcel Irgang: "Einfach durch die Tür kommen und fragen."
Titelfoto: Uwe Meinhold