Chemnitz heizt sich Jahr für Jahr mehr auf: So stark bedroht der Klimawandel die Stadt

Chemnitz - Dürre Äcker, trockene Flüsse, tödliche Unwetter: Die Klimakatastrophe bedroht auch Chemnitz. Unsere Wälder und Parks sind so trocken, dass die Stadt nicht nur Grillverbote ausspricht, sondern auch das Abpumpen aus Flüssen verbietet.

Kim Thu Vo (18) ärgert sich über die zunehmende Hitze und Trockenheit in Chemnitz: "Ich habe auch schon mit Fridays For Future demonstriert."
Kim Thu Vo (18) ärgert sich über die zunehmende Hitze und Trockenheit in Chemnitz: "Ich habe auch schon mit Fridays For Future demonstriert."  © Uwe Meinhold

Bei den Temperaturen ist der Klimawandel in Chemnitz schon messbar: In den 1990er-Jahren betrug die Durchschnittstemperatur noch 8,5 Grad - das waren 0,6 Grad mehr als im 30-jährigen Durchschnitt von 1961 bis 1990. In den Nuller-Jahren wurde es noch einmal um 0,3 Grad wärmer.

Ab 2011 stieg die mittlere Temperatur auf 9,6 Grad. 2014 kletterte die Jahresmittel-Temperatur in Chemnitz erstmals über zehn Grad. Die wärmsten Jahre seit 1990 waren 2018, 2019 und 2020 (10,3).

Bis 1980 galten in Chemnitz jährlich fünf bis sechs Tage über 30 Grad als normal. 2015 und 2019 war es jeweils an 18 Tagen so heiß. 2022 auch schon wieder achtmal (bis Ende Juli). Das Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Potsdam rechnet in einem mittleren Szenario sogar mit einem Temperaturanstieg um drei Grad bis 2060.

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DWD-Dipl.-Meteorologe Philip Lorenz (50) schränkt ein: "Im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren rechne ich mit einem Anstieg um knapp zwei Grad." Zwei Grad zu viel, weiß der Fachmann: "Der Klimawandel ist auch in Chemnitz da. Jede Anstrengung, Emissionen zu vermindern, wird ihn aufhalten. Schon ein paar Zehntelgrade wären ein Erfolg."

Unklar ist die Entwicklung der Niederschläge in Chemnitz. Lange war es eher feucht, erst seit 2014 fällt oft zu wenig Regen und Schnee. "Der langfristige Trend ist unsicher", meint Philip Lorenz. "Aber Wetterextreme, auch bei Regen, nehmen zu."

Ein schwerer Sturm zerstörte im Vorjahr die Boxhalle im Sportforum.
Ein schwerer Sturm zerstörte im Vorjahr die Boxhalle im Sportforum.  © Haertelpress
Durch die Klimakrise nehmen Wetterextreme zu - auch Starkregen.
Durch die Klimakrise nehmen Wetterextreme zu - auch Starkregen.  © Kristin Schmidt

Maßnahmen fürs Klima

Kommentar von Bernd Rippert

Immer häufiger auch in Chemnitz: Temperaturen über 35 Grad.
Immer häufiger auch in Chemnitz: Temperaturen über 35 Grad.  © Ralph Kunz

36 Grad - und es wird noch heißer ... - dieser Hit wird nun real. Wir Menschen haben das Klima bereits massiv gestört. Weitere Aussichten: sonnig und trocken, leider.

Bevor die Einwände kommen: Ja, mir ist klar, dass Deutschland allein das Weltklima nicht retten kann. Mir ist auch klar, dass das Umweltbewusstsein in vielen Ländern noch deutlich schlechter ist als bei uns. Dennoch müssen wir als reiche, aufgeklärte Industrie-Nation vorangehen.

Die wichtigsten Maßnahmen: So schnell wie möglich raus aus der Verbrennung von Kohle, Öl, Gas und Holz, dafür massiver Ausbau der Erneuerbaren Energien. Zweitens Schluss mit der Verwendung von Tropenholz sowie Palm- und Kokosfett. Kleiner Tipp: Schaut mal auf die Zutatenliste Ihrer Margarine!

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Wir brauchen dringend weniger Individualverkehr, vor allem mit Verbrennermotoren, mehr ÖPNV auch auf dem Dorf, mehr Holz am Bau und deutlich weniger Fleischkonsum.

Mit diesem Klima-Paket retten wir noch nicht das Weltklima, leisten aber einen Beitrag, dass nachfolgende Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden. Jedes Zehntelgrad hilft.

Titelfoto: Ralph Kunz

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