OB Schulze verabschiedet Chef der Chemnitzer Kunstsammlungen
Chemnitz - Die Rathausspitze verabschiedete Frédéric Bußmann (48), Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz, am Samstag mit einem Präsentkorb.
Bußmann, der an die Kunsthalle Karlsruhe wechselt, bedankte sich artig und behielt die Contenance. Er leitete die Kunstsammlungen seit Mai 2018.
Seit Juli 2022 ist er Honorarprofessor für Museums- und Ausstellungswesen an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, HfBK.
Plattform für seine Verabschiedung war die Eröffnung der neuesten Schau im Gunzenhauser. Sie ist mit "Famed. Kapital." überschrieben und zeigt Arbeiten des Leipziger Künstlerduos FAMED, hinter dem sich Sebastian M. Kretzschmar und Jan Thomaneck verbergen.
Die Schau ist noch bis zum 15. Oktober zu sehen.
Peinlicher Abschied
Kommentar von Torsten Hilscher
Kunst-Guru Joseph Beuys wird der Satz "Jeder Mensch ist ein Künstler" zugeschrieben. Wenn man die Äußerung ernst nimmt, so war das, was der scheidende Generaldirektor der Kunstsammlungen am Samstag in die Hand gedrückt bekam, einfach nur Kunst.
Denn ist der Präsentkorb, den OB Sven Schulze und Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky Dr. Frédéric Bußmann überreichten, tatsächlich nur ein Präsentkorb, wäre das ein Faux pax. Eine protokollarische Peinlichkeit, die einer Kulturhauptstadt Europas so gar nicht zu Gesicht steht.
Es muss ja nicht immer der unter Kunsthistorikern obligate Bildband sein. Aber ein zeitgenössisches Werk aus einem Chemnitzer Atelier - das hätte von Niveau und Anspruch gezeugt. So aber ...
Sicher: Dass Bußmann die Stadt bereits nach fünf Jahren verlässt, ist kein Ausweis von echter Begeisterung für Chemnitz. Gleich gar nicht vor dem erwähnten Kulturhauptstadtjahr. Auch dass Chemnitz anders als Karlsruhe, wohin er wechselt, für den Halbfranzosen fern der französischen Grenze liegt, hätte ihm auch 2018 auffallen können.
Doch machen wir uns nichts vor: Städte wie Chemnitz sind für wissenschaftliche Koryphäen vom Schlage Bußmann Durchlauferhitzer. Mag er seinen Job noch so gut gemacht haben, mag er sein Team noch so straff geführt haben (zu straff, wie manche meinen). Ein Verlust ist er trotzdem und gleich gar nicht nur einen Präsentkorb zum Abschied wert.
Titelfoto: Kristin Schmidt