Trauermusiker brauchen ein besonderes Gespür: Ein "letztes Lied" sagt mehr als viele Worte
Chemnitz - Sie müssen den Takt treffen, dabei stets taktvoll bleiben: Trauermusiker begleiten Angehörige beim Abschied von ihren Verstorbenen. Am heutigen Totensonntag berichten sie über ihr Metier.

Karsten Schumann (57) spielt seit 1997 als Solotrompeter auf Beerdigungen in Chemnitz und der Region. "Der emotionalste Moment ist wohl die Senkung des Sarges oder der Urne. Da heißt es nun wirklich Abschied nehmen. Die Hinterbliebenen wünschen sich meist ein Lied, welches sie stark in Verbindung mit dem verlorenen Menschen bringen", so der freiberufliche Musiker. "Letztes Mal hatte ich sogar einen Wunsch nach einem alten Schlager - den hat der Verstorbene am Trauerbett gesungen", erinnert sich Schumann.
Neben Trauerlieder-Hits wie "Ave Maria", "La Montanara", "Amazing Grace", "Time to Say Goodbye", "Il Silencio" und "My Way" erfüllt er auch ausgefallene Wünsche: "Regional ist das 'Feierobndlied' der Favorit. Ein besonderer Wunsch war 'Ich schieß dich auf den Mond' von Andrea Berg - zur Urnen-Senkung."
Die Jehmlich-Orgel im Krematorium des Städtischen Friedhofs beherrscht Marko Koschwitz (54). "Ich wurde 1995 als einer von zwei Organisten von der Stadt dafür angefragt. Eigentlich spiele ich schon seit 32 Jahren zu Trauerfeiern", sagt der ausgebildete Kirchenmusiker, der Beerdigungen auch auf dem E-Piano begleitet.
"Ave Maria" von Franz Schubert oder "Time to Say Goodbye" von Andrea Bocelli und Sarah Brightman spielt er häufiger. "Oft kommt auch der Wunsch, dass es nicht zu traurig sein soll. Der Trend geht aber zu populäreren Stücken - die lassen sich mit einem E-Piano oft besser darstellen", so Koschwitz.
Moderne Musik hat aber ihre Grenzen. "Auf E-Piano oder Keyboard ist zwar vieles möglich - Lieder von berühmten Sängern, wie Herbert Grönemeyer oder Peter Maffay, lehne ich fast grundsätzlich ab. Weil man die Singstimme instrumental nicht ersetzen kann. Das klingt einfach nicht!", erläutert Klaus Küttner, ebenfalls Meister der Krematoriums-Orgel.
Auf dem Städtischen Friedhof wurden letztes Jahr 2463 Menschen beerdigt.


