Chemnitzer warten doppelt so lange auf Bürgergeld & Co.

Chemnitz - Bei den Sozialbehörden in Chemnitz brauchen Hilfesuchende momentan viel Geduld. Die Bearbeitungszeiten für Anträge sind inzwischen teilweise doppelt so hoch wie noch vor einem Jahr.

Das Verwaltungszentrum Moritzhof in der Bahnhofstraße: Freie Stellen im Sozialamt können nur schwer nachbesetzt werden.
Das Verwaltungszentrum Moritzhof in der Bahnhofstraße: Freie Stellen im Sozialamt können nur schwer nachbesetzt werden.  © Uwe Meinhold

Die Linken-Fraktion im Stadtrat hatte eine offizielle Anfrage bei Sozialbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (64, parteilos) gestellt. "Als wir letzten Herbst bei Sozialprojekten in der Stadt unterwegs waren, haben wir oft gehört, dass die Bearbeitung viel zu lange dauert", erklärt Fraktions-Chefin Susanne Schaper (45).

"Auch wenn die Leistungen nachträglich überwiesen werden, können Menschen dadurch in die Schuldenfalle rutschen."

Genau das kennt auch Lukas (21, Name von der Redaktion geändert) aus Kappel, der gerade seinen Schulabschluss nachholt. "Ich bekomme Bürgergeld, doch ich musste mir trotzdem oft von Bekannten Geld leihen. Laufend ändert sich etwas. Dann dauert es manchmal Wochen, bis die eingereichten Dokumente bearbeitet sind."

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Bis ein Erstantrag auf Bürgergeld bearbeitet ist, dauert es nach den Zahlen des Sozialdezernats mittlerweile durchschnittlich sechs Wochen, 2021 waren es noch vier. Auf den ersten Wohngeldbescheid warten Bedürftige mittlerweile fast drei Monate.

Chemnitzer Verwaltung arbeitet am Limit

Das Jobcenter Chemnitz braucht im Schnitt sechs Wochen zur Bearbeitung eines Erstantrages auf Bürgergeld.
Das Jobcenter Chemnitz braucht im Schnitt sechs Wochen zur Bearbeitung eines Erstantrages auf Bürgergeld.  © dpa/Jens Kaläne

Die Ursachen sind die deutlich gestiegene Zahl der Berechtigten und veränderte gesetzliche Regelungen. Personell arbeitet die Verwaltung am Limit, "die Wiederbesetzung freier Stellen war mangels geeigneter Bewerber nicht möglich", so die Bürgermeisterin.

"Die Stadtspitze muss aktiv werden", fordert dagegen Susanne Schaper. Außer Werbekampagnen braucht es "auch mehr Wertschätzung und Unterstützung der hier schon tätigen Angestellten".

Außerdem müssten Bund und Land die Städte ausreichend finanzieren.

Titelfoto: dpa/Jens Kaläne, Uwe Meinhold

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