Der Plan im Katastrophenfall: Ist Chemnitz überhaupt auf Krieg vorbereitet?
Chemnitz - Der Krieg in der Ukraine reißt bei vielen älteren Menschen in Chemnitz alte Ängste auf. Viele erinnern sich an Luftalarm und Bombennächte im Keller. Jetzt fürchten nicht wenige von ihnen eine neue Katastrophe. Vor allem nach dem jüngsten russischen Beschuss eines Atomkraftwerks. Doch im Ernstfall ist niemand in Sachsen auf eine (atomare) Katastrophe vorbereitet. Auch die Behörden nicht.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe verschickte auf TAG24-Anfrage Flyer zu Jodtabletten und den Rat, im Ernstfall unterirdische Gebäudeteile wie U-Bahnen aufzusuchen.
Denn: Luftschutzräume gibt es schon lange nicht mehr. Die Stadt sagt: "Die Feuerwehr ist mit Messgeräten ausgestattet und empfiehlt der Bevölkerung, über Radio, TV, Internet und Apps informiert zu bleiben."
CDU-Stadtrat Michael Specht (36) sorgt sich um eine ahnungslose Bevölkerung: "Die Stadt sollte dringend über das Amtsblatt über Handlungsempfehlungen informieren. Der Katastrophenschutz muss sich zeigen."
Für Maik Otto (44, SPD) steht es "schlecht um die Sicherheit". Er sieht Deutschland "aus einer friedlichen Utopie aufwachen", hat eigene Notfallpläne: "Wenn nötig, flüchte ich aufs Dorf." Selbst Dirk Steiner, Chef der Freiwilligen Feuerwehr Adelsberg, ist beim Zivilschutz ratlos: "Das Thema ist eingeschlafen."
Vorbereitet auf jede Katastrophe ist Grünen-Stadträtin Manuela Tschök-Engelhardt (54): "Ich habe einen Vorrat mit 27 Litern Wasser, Milch, Reis und Nudeln, ein Notstromaggregat samt Benzinkanister, weil ich auf Eigenverantwortung setze."
Titelfoto: Daniel Karmann/dpa, Thomas Türpe, Kristin Schmidt