"Gegenwarten"-Kunst an Hartmann-Halle zerkratzt
Chemnitz - Sie steht erst seit ein paar Wochen - und wurde bereits beschädigt: Die Kunstinstallation an der Hartmann-Halle ist ein Teil der Chemnitzer Gruppenausstellung "New Ecologies - Gegenwarten II". Die an einen Völkermord erinnernde Messingtafel wurde in der vergangenen Woche zerkratzt.
Hallenwart Uwe Funke (64) fiel der Schaden zuerst auf: "Ich hatte es am Freitagnachmittag zusammen mit einem Kollegen entdeckt."
Die Messingtafel steht auf einem Sockel - direkt vor einem ehemaligen Kassenhäuschen, in dem ein Film gezeigt wird: "Eine Videoarbeit zeigt die umfassende Recherche- und Rekonstruktionsarbeit, mit der die Forscher den Angriff von Soldaten des Deutschen Reichs auf die Siedlung Hornkranz der Wittboii im heutigen Namibia nachgehen, welche sich bereits 1893 und damit zehn Jahre vor dem offiziell anerkannten Völkermord an der Herero und Nama ereignete", schildert Projektmitarbeiter Luca Daberto die Installation.
Der Ort ist kein Zufall: Die Hartmannfabrik war im Kaiserreich in die Kolonialpolitik eingebunden.
Die Polizei ermittelt wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung. Wird die zerkratzte Tafel ersetzt? "Selbstverständlich wird das Kunstwerk zeitnah instand gesetzt. Unsere Restauratoren nehmen sich der Sache an", so Daberto.
Titelfoto: Kristin Schmidt