Chemnitz - Die schwarz-rote Bundesregierung will am Acht-Stunden-Tag rütteln. Künftig sollen auch deutlich längere Schichten möglich sein. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) schlägt Alarm - dieser Plan könne zu Unfällen, Schlaganfällen, Schlafstörungen und Co. führen.
Laut der Gewerkschaft NGG arbeiten alle Chemnitzer zusammen rund 491.000 Stunden im Schnitt täglich. "Das ist das große Fleißpensum der Stadt - die 'Tages-Stechuhr von Chemnitz'. Viele schieben täglich Überstunden. Und auch Schichtarbeit ist eine Riesenherausforderung für die Beschäftigten: Gerade der Wechsel von Früh-, Tages-, Spät- und Nachtschicht reibt viele Menschen auf", sagt Thomas Lißner von der NGG Dresden-Chemnitz.
Doch künftig könnte noch viel mehr Stunden dazukommen. Denn: Die aktuelle Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag die sogenannte Wochenarbeitszeit einführen. Heißt: Arbeitnehmer können demnach auch zwölf Stunden am Stück arbeiten (bisher nur zehn Stunden erlaubt), Hauptsache, die Wochenarbeitszeit stimmt am Ende.
"Das darf auf keinen Fall passieren", mahnt Lißner. Wer regelmäßig mehr als zehn Stunden am Tag arbeitet, riskiere gesundheitliche Probleme. "Es fängt mit Kopfschmerzen und Schwindelgefühl an", so Thomas Lißner. Auch Verdauungsstörungen und Schlafstörungen seien eine Folge.
"Viele Beschäftigte ignorieren diese Signale. Richtig schlimm wird es, wenn Überstunden in Dauerschleife zu einem Burnout, zu Depressionen, Diabetes oder zu einem übermäßigen Alkoholkonsum führen", führt der NGG-Geschäftsführer aus.
Auch Arbeitsministerin Bärbel Bas sieht Wochenarbeitszeit kritisch
Zudem würde mit höherer Arbeitszeit die Unfallquote steigen. "Ab der 12. Stunde passieren statistisch doppelt so viele Unfälle wie bei einem Acht-Stunden-Tag", sagt der Gewerkschafter. Und: Höhere Arbeitszeiten führen laut der NGG auch zu einem höheren Schlaganfallrisiko.
Aus diesem Grund ruft die NGG ihre Mitglieder dazu auf, sich an der bundesweiten Kampagne des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) "Mit Macht für die 8" zu beteiligen.
Ob die Wochenarbeitszeit tatsächlich so kommt, wie im Koalitionsvertrag steht, ist allerdings noch unklar. Arbeitsministerin Bärbel Bas (57, SPD) steht dem Vorhaben kritisch gegenüber. Dazu kommt: Bereits in drei Koalitionsverträgen stand die Wochenarbeitszeit - eingeführt wurde sie bislang nie.