Großer Andrang bei Ehrung vom alten Chemnitzer Flugplatz
Chemnitz - Der Andrang war gewaltig: Mehr als 100 Anwohner und Fans der Anlage kamen am Donnerstagnachmittag zur Enthüllung der Erinnerungsstele vor dem ehemaligen Chemnitzer Flugplatz in der Stollberger Straße. Baubürgermeister Michael Stötzer (50, Grüne) weihte die 13. Säule an geschichtsträchtigen Orten ein.
Stötzer betonte, dass Chemnitz seine reiche Geschichte zeigen wolle. Ein ehemaliger Flugplatz sei ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt. Ein sehr spannender Geschichtsort, wie der Historiker Norbert Engst (39) erklärte: "Zehntausende Chemnitzer kamen 1924 zum Flugplatz-Werbetag an den damaligen Stadtrand. Es gab Dreiecksrennen, Ballonfahrten, und Kunstflieger drehten ihre Kreise."
Am 2. Mai 1926 war offizielle Einweihung des Flugplatzgebäudes. Von Anfang an war Chemnitz Station von zwei Fluglinien: Dresden-Nürnberg und Chemnitz-Bremen. 1937 wurde der Flugbetrieb eingestellt. Den Krieg überstand das Gelände gut, ab 1958 starteten und landeten wieder Passagiere. Nun ging es sogar zum Urlaub an die Ostsee. Erfolgreichstes Jahr war laut Norbert Engst 1959 mit 18.500 Passagieren.
1962 kam das Ende für den Flugplatz. Die Flugzeuge wurden zu groß für die Landebahn. Die DDR-Gesellschaft für Sport und Technik (GST) nutzte das Areal anschließend für Segelflieger und Fallschirmspringer. Mit den DDR-Meisterschaften im Fallschirmspringen in Karl-Marx-Stadt war dann endgültig Schluss - das Gelände wurde gebraucht für den Bau des Heckert-Wohngebietes.
Der Besitzer des Ex-Flughafengebäudes sponserte die Stele. Zur Eröffnung tanzten die "Ikarus Line-Dancer".
Einstiger Interflug-Pilot begann Fliegerkarriere in Chemnitz
Der frühere Chemnitzer Flugplatz steckt voller Geschichten. Zur Einweihung der Stele erinnerte sich Armin Lippmann (87) daran, wie sein Vater 1930 hier gelandet war, um seine Verlobte zu begrüßen. "1957 machte ich hier einen Rundflug über die Stadt - zum Preis von 15 Mark."
Seine Fliegerkarriere begann Guntram Kempe (73) an der Stollberger Straße: "Ich war ab 1963 als Segelflieger aktiv." 1969 ging Kempe zum Pilotenstudium nach Berlin, startete 1972 als Co-Pilot der Interflug auf einer Antonow 24, wechselte 1975 auf die Tupolew 134 und war ab 1982 selbst Kommandant.
Der Pilot war es auch, der den Stadtrat gebeten hatte, am früheren Flugplatz eine Erinnerung anzubringen. Das brachte dann Stadtteilmanager Thomas Rosner (39) auf den Weg.
An rund 20 gute Kollegen erinnerte sich die Flugplatz-Sekretärin Gisela Ranft (89). Sie bedauert noch heute, dass der 1962 geplante Flugplatz-Neubau in Auerswalde nicht klappte. AfD-Stadtrat Nico Köhler (47) freut sich über die Stele: "Ein großes Stück Stadtgeschichte."
Titelfoto: Uwe Meinhold, Repro: Heinz Patzig