"Hartes Brot" für Chemnitzer Bäcker: Der Konkurrenz-Druck wächst

Chemnitz - Kampf der Bäcker um jeden Kunden: Die Zahl der Innungsbetriebe sank zuletzt rasant. Großbäckereien in Chemnitz stemmen sich mit Großcafés gegen den Sog. Nach Reimann an der Neefestraße geht mit Schäfer an der Kalkstraße ein weiterer Betrieb entlang der Pendlerstrecke an den Start.

Bäckermeister Dirk Schäfer (43) backt jetzt Brote im großen Stil: am neuen Standort im Gewerbegebiet Rottluff-West.
Bäckermeister Dirk Schäfer (43) backt jetzt Brote im großen Stil: am neuen Standort im Gewerbegebiet Rottluff-West.  © Kristin Schmidt

2018 eröffnete Bäcker Reimann sein "Emils Café" im früheren Porsche-Autohaus an der Neefestraße. Jetzt zieht Konkurrent Dirk Schäfer (43) an der Kalkstraße nach, investierte acht Millionen Euro in ein 300 Quadratmeter großes Café (80 Plätze) plus Produktion auf 3000 Quadratmetern.

"Wir brauchten Platz für die moderne Technik und wollten den 54 Mitarbeitern in der Zentrale bessere Arbeitsbedingungen bieten."

Natürlich wappnet sich Schäfer auch gegen den Konkurrenzdruck durch Supermarkt-Backstationen. Die Zahl der Innungsbäcker stürzte seit der Wende von 120 auf 21 ab. Dafür besetzen Großbäcker mehr Filialen - Schäfer hat 23 Geschäfte rund um Chemnitz.

Chemnitz: Wie soll der Eingangsbereich des Botanischen Gartens in Chemnitz künftig aussehen?
Chemnitz Lokal Wie soll der Eingangsbereich des Botanischen Gartens in Chemnitz künftig aussehen?

Wer am Ende überleben wird, davon hat Bäcker Silvio Werner (44) aus Markersdorf eine Ahnung. "Die kleinen Betriebe und die ganz großen. Dazwischen gibt es bald nichts mehr." Werner fordert seine Branche auf, im Wettstreit mit den Supermärkten in Qualität zu investieren: "Sonst verlieren wir Kunden."

Joachim (72, M.) und Bärbel König (84) sind im Café von Schäfers neuer Backstube eingekehrt und halten einen Schwatz mit dem Handwerksmeister.
Joachim (72, M.) und Bärbel König (84) sind im Café von Schäfers neuer Backstube eingekehrt und halten einen Schwatz mit dem Handwerksmeister.  © Kristin Schmidt
Silvio Werner (44) holt in seiner Backstube in der Markersdorfer Straße frische Brote aus dem Ofen.
Silvio Werner (44) holt in seiner Backstube in der Markersdorfer Straße frische Brote aus dem Ofen.  © Kristin Schmidt
Innungsobermeister Wolfgang Meyer (74) sieht die Entwicklung seiner Zunft mit Sorge.
Innungsobermeister Wolfgang Meyer (74) sieht die Entwicklung seiner Zunft mit Sorge.  © Uwe Meinhold

Innungsobermeister Wolfgang Meyer (74) befürchtet den Verlust weiterer Betriebe, "weil Bäcker keinen Nachfolger finden". Neben Supermärkten seien teure Rohstoffe ein hartes Brot. "Der Trend", so Meyer, "läuft darauf hinaus, dass in Chemnitz zwei bis vier Betriebe übrig bleiben. Schäfer wird dabei sein."

Titelfoto: Uwe Meinhold/Kristin Schmidt

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: