Jetzt also doch: Eins Energie will Holzkraftwerk in Chemnitz bauen lassen

Chemnitz - Rückzieher vom Rückzieher: Eins Energie will das Holzheizkraftwerk im Chemnitzer Ortsteil Siegmar nun doch bauen. Besser gesagt: bauen lassen. Eins-Chef Roland Warner (58) kündigte jetzt in der "Zeitung für kommunale Wirtschaft" an, einen Investor für Bau und Betrieb zu suchen.

Eins-Vorstand Roland Warner (58) kündigte an, dass das Unternehmen einen Investor für ein Holzheizkraftwerk suche.
Eins-Vorstand Roland Warner (58) kündigte an, dass das Unternehmen einen Investor für ein Holzheizkraftwerk suche.  © Kristin Schmidt

"Wir haben das Thema Holz-Hackschnitzel-Kraftwerk wieder aus der Schublade geholt und eine Ausschreibung am Markt platziert", sagte Warner. Geplant sei ein Kraftwerk mit fünf Megawatt Strom und 15 Megawatt Wärme. Den eigenen Bau eines Kraftwerks hatte Eins 2021 abgesagt.

Zuvor hatte es Proteste gegen das Projekt gegeben, auch durch eine Bürgerinitiative. Deren Sprecher Gert Rehn (77): "Feinstaub, Stickoxid und CO2 - das ist eine schlimme Nachricht. Wir müssen die Bürger schnellstmöglich wieder zusammentrommeln."

Stefan Klix (35, Parents For Future) übt heftige Kritik: "Wer in Holzverbrennung investiert, macht sich mitschuldig an der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Wir brauchen massive Investitionen in erneuerbare Energien."

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Grünen-Fraktionssprecherin Manuela Tschök-Engelhardt (54) fordert eine Begrenzung von Feinstaub und CO2 und eine Prüfung, ob die Fernwärmeleitungen erneuert werden könnten.

Bürgersprechstunde am geplanten Kraftwerksstandort in der Mauersbergerstraße 2020.
Bürgersprechstunde am geplanten Kraftwerksstandort in der Mauersbergerstraße 2020.  © Maik Börner

80.000 Tonnen Holz könnten jährlich im Kraftwerk verbrannt werden, transportiert durch Tausende Laster. Die WHZ Zwickau hatte 2021 als Jahresbelastung für Chemnitz errechnet: 7000 Tonnen CO2, vier Tonnen Feinstaub, 155 Tonnen Stickoxide, 158 Tonnen CO.

Roland Warner sprach auch eine Müllverbrennung im Heizkraftwerk Nord an. Der Müll werde laut Verbandsversammlung aus Kostengründen nicht vorbehandelt. Volkmar Zschocke (53, Grüne): "Wir können die Kostengründe nicht nachvollziehen."

Gert Rehn (77) möchte die Bürgerinitiative wieder aktivieren.
Gert Rehn (77) möchte die Bürgerinitiative wieder aktivieren.  © Kristin Schmidt

Klima kaputt

Kommentar von Bernd Rippert

Das Biomasse-Heizkraftwerk Ramingdorf könnte ein Vorbild für das Kraftwerk in Chemnitz-Siegmar sein.
Das Biomasse-Heizkraftwerk Ramingdorf könnte ein Vorbild für das Kraftwerk in Chemnitz-Siegmar sein.  © Wikipedia/Sensenschmied

Mit einer zweifelhaften Vorweihnachts-Botschaft überrascht Eins-Energie-Chef Roland Warner die Chemnitzer. Er möchte das umstrittene und 2021 schon einmal beerdigte Holzheizkraftwerk im Chemnitzer Südwesten zurück auf die Tagesordnung holen.

Angesichts der weltweiten Energiekrise ist jeglicher Gedanke an warme Stuben gut. Ja, wir brauchen Energie und wir brauchen schnell Ersatz für Erdgas und das ganze fossile Zeugs.

Aber dabei auf die Verbrennung von Holz zu setzen, ist eine der schlechtesten Lösungen. Um es klar zu sagen: Holzverbrennung ist nicht nachhaltig. Jeder Scheit sondert mehr CO2 ab als die entsprechende Heizmenge Kohle, Öl oder Gas. Natürlich kann Holz in Kreislaufwirtschaft erzeugt werden. Aber nur gestandene Bäume entziehen der Atmosphäre richtig CO2. Was wir jetzt nachpflanzen, ist erst in rund 40 Jahren so weit. Bis dahin qualmen wir das Klima kaputt.

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Hinzu kommt die Feinstaubbelastung rund um ein Holzkraftwerk. Der Bevölkerung drohen gesundheitliche Schäden. Das darf nicht passieren.

Titelfoto: Wikipedia/Sensenschmied

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