Medizin-Skandal in Sachsen: Apotheker soll Krebsmittel falsch dosiert haben!

Chemnitz - Ein Apotheker aus Chemnitz soll Zytostatika zur Krebsbehandlung falsch hergestellt haben.

Regina Kraushaar (57), die Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, informierte auf einer Pressekonferenz über die Vorfälle. (Archivfoto)
Regina Kraushaar (57), die Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, informierte auf einer Pressekonferenz über die Vorfälle. (Archivfoto)  © Thomas Türpe

Die Präsidentin der Landesdirektion Sachsen Regina Kraushaar (57) informierte am Freitagmittag auf einer Pressekonferenz über die Vorfälle.

Die Behörden-Chefin machte reinen Tisch und stellte klar fest, dass es "eine Gefahr für Leib und Leben für Patienten" gab.

Ende September gaben Apothekenmitarbeiter Hinweise auf Unregelmässigkeiten bei der Zytostatika-Herstellung an die Landesdirektion Sachsen. Zur Erklärung: Zytostatika sind Substanzen, die das Zellwachstum oder die Zellteilung hemmen können.

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Am 6. Oktober wurde die Apotheke durchsucht, Fachleute nahmen Proben der vorhandenen Stoffe. Kraushaar: "Sofort haben wir die Herstellung der Zytostatika in dieser Apotheke untersagt."

Eine erste Analyse der gefundenen Proben zeigte, dass die Qualität dieser Krebsmittel nicht den Anforderungen genügte und sie damit auch nicht die erforderliche Wirksamkeit bieten konnten.

Die Landesdirektion fand heraus, dass neun Ärzte in der Region Chemnitz mit dieser Apotheke zusammenarbeiten. Die Behörde bot den Medizinern weitere Gespräche an. Die Zahl der betroffenen Patienten sei unbekannt, aber ihre medikamentöse Versorgung sei über das Klinikum Chemnitz sichergestellt.

Verunsicherte Patienten mögen sich umgehend bei ihrem behandelnden Arzt informieren, rät die Landesdirektion.

"Das Ganze ist eine große Katastrophe!"

Ein Apotheker aus Chemnitz soll Zytostatika zur Krebsbehandlung falsch hergestellt haben. (Symbolbild)
Ein Apotheker aus Chemnitz soll Zytostatika zur Krebsbehandlung falsch hergestellt haben. (Symbolbild)  © Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Chemnitz gegen den Apotheker. Regina Kraushaar: "Die bisherigen Proben gaben ein komisches Bild ab. Die in der Apotheke hergestellten Zytostatika waren teils überdosiert, teils unterdosiert, teils korrekt."

Marion Reinhardt (54), Referatsleiterin Pharmazie bei der Landesdirektion, erklärte dazu: "Wir können noch nicht einschätzen, was der Grund für das Handeln des Apothekers war. Uns tut es sehr leid für die Patienten und die Ärzte. Das Ganze ist eine große Katastrophe!"

Die letzte unangekündigte Kontrolle in der betroffenen Apotheke fand im August statt. Dabei gab es keine Auffälligkeiten, aber "wir können nicht ausschließen, dass mangelhafte Medikamente in den vergangenen zwei Jahren verabreicht wurden", so Kraushaar unter Berufung auf Zeugenaussagen.

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"Der Abgrund bleibender Unsicherheit ist tiefer und dunkler als die konkreten Vorfälle", sagte Kraushaar.

Es gibt in Sachsen rund 1000 Apotheken, nur ein Teil davon stellt selbst Zytostatika her. Alle Apotheken werden regelmäßig überprüft.

Titelfoto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

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