Nach Hitlergruß an Schule: Lehrer nehmen Eltern in die Pflicht
Chemnitz - Einen Monat lang stand das Foto eines Schülers (16) mit Hitlergruß auf der Homepage der Oberschule am Körnerplatz, bevor es ein TAG24-Reporter entdeckte.

Kein Einzelfall: Immer wieder fallen junge Chemnitzer mit "Sieg-heil!"-Rufen" oder Hakenkreuzen auf. Muss der Geschichtsunterricht verbessert werden?
Eindeutig Nein, sagt Andreas Müller (58), Leiter der Schule am Körnerplatz.
"Die Kultusminister haben dem Thema Nationalsozialismus schon vor Jahren mehr Raum gegeben. Wir stellen dagegen fest, dass Kinder solches Gedankengut oft von zu Hause mitbringen. Dagegen setzen wir mehr Ganztagsangebote mit sinnvoller Bildung. Mehr Trichter-Unterricht sorgt nur für Abstumpfung. Wir sollten gute Werte lieber nebenbei vermitteln."
Der aktuelle Hitlergruß-Fall werde aber mit allen Schülern besprochen. Ähnlich sieht das Matthias Möbius (61), Leiter der Oberschule Mittweida: "Wir sind nicht die Einzigen mit Einfluss auf Kinder." Hier seien auch die Eltern gefragt. Die Nazizeit sei "überall präsent" im Unterricht. Zur emotionalen Unterstützung fahre jede 9. Klasse nach Auschwitz. "Mehr kann Schule nicht leisten."
Das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) hat für sogenannte "besondere Vorkommnisse" - Nazi-Vorfälle gehören dazu - eine Meldepflicht eingeführt. Schulreferenten nähmen danach das Gespräch mit den Schulleitern auf und sprächen über Konsequenzen oder Hilfen.


Eine statistische Erfassung solcher Vorfälle sei nicht vorgesehen. In diesem Jahr hätten Chemnitzer Schulen bislang vier Vorfälle mit Nazi-Bezug gemeldet.
Titelfoto: Maik Börner (2), privat