Personalmangel: Chemnitzer Kfz-Meister sucht Fachkräfte vorm Nischel
Chemnitz - Zu viele Aufträge und zu wenig Personal: Weil sich keine Interessenten auf seine Stellenausschreibung als Mechatroniker gemeldet hatten, schwang sich Kfz-Meister Egbert Franke (62, Auto Kaiser) aus Chemnitz kurzerhand auf sein Fahrrad und begab sich selbst auf die Suche nach Arbeitskräften.

"Wir haben sehr viele ausländische junge Männer in der Stadt. Ich dachte mir, ich gehe einfach auf die zu. Es traut sich ja gar keiner, mal mit den Leuten zu reden", erklärt Franke seine Idee.
Am Karl-Marx-Kopf saßen acht junge Männer, die er fragte, ob sie Deutsch sprechen und Arbeit suchen. "Da habe ich gesagt: 'Ja, ich suche Arbeit'", berichtet Omar Yousfi (24).
"Herr Franke hat mir die Adresse von der Werkstatt gegeben. Das war ganz in der Nähe von meinem Zuhause, also bin ich am nächsten Tag hin." Zwei Wochen später hatte er seinen Praktikumsvertrag vom Jobcenter in der Hand.
Omar kam vor zwei Jahren aus Afghanistan nach Deutschland. Dort war er Verkäufer. "Ich habe so was noch nie gemacht, Radwechsel oder Ölwechsel, aber es macht viel Spaß und die Kollegen sind freundlich. Ich würde gern länger bleiben."
Deutsch hat er in der Volkshochschule gelernt. Er hofft, dass er seine Sprachkenntnisse auf der Arbeit in Zukunft weiter ausbauen kann.


Egbert Franke ist zuversichtlich: "Er ist sehr beflissen, immer pünktlich und clever. Er denkt mit und packt an. Wir werden uns mit dem Jobcenter in Verbindung setzen, damit er hoffentlich weiterhin bei uns arbeiten kann."
Innerhalb eines Jahres verlor Egbert Franke auf teils tragische Weise drei langjährige Mitarbeiter. Omars Hilfe kam für ihn wie gerufen.
Titelfoto: Kristin Schmidt