Chemnitz - Der Martinstag wird traditionell mit einem Gänse-Essen gefeiert - doch das wird aktuell zum kleinen Luxusgut. Nicht wegen fehlender Ware, sondern wegen Preisen, die brutal angezogen haben. So ist die Lage in den Chemnitzer Lokalen.
Pelzmühle und Miramar haben vorgesorgt. "Gänsenot gibts's keine, weil wir sie schon vor dem Ausbruch der Vogelgrippe eingekauft hatten. Und die Preise auch noch stabil geblieben sind", sagt Gastronom André Gruhle (50).
In der Pelzmühle gibt es am Dienstag und Mittwoch das große Martinsgans-Büfett ab 38,90 Euro pro Person. Die Mengen zeigen, was da los sein wird: 600 Gänsekeulen, 300 Entenkeulen, 200 Gänsebrüste und 25 ganze Gänse werden aufgetischt.
Kellerhaus und Speisekammer am Schloßberg hingegen steigen diesmal fast Gans aus, weil die Preise kaum mehr zu kalkulieren seien. Inhaber Tobias Gust (47): "Gänsenot herrscht nicht, aber die Gänsepreise sind exorbitant gestiegen, und das schon vor der Vogelgrippe."
Die Tierseuche sei jetzt für viele das "Totschlag-Argument", die Preise noch weiter zu erhöhen. Doch das möchte Gust seinen Gästen nicht zumuten. Im Kellerhaus gibt's deshalb nur am Dienstag Gänsekeule, danach ist Schluss: "Weil es Grenzen gibt."
Restaurant auf dem Chemnitzer Sonnenberg geht Mittelweg: Gänse auf Vorbestellung
Das "alexxanders" auf dem Sonnenberg geht einen Mittelweg: keine Gans à la carte, aber ganze Gänse auf Vorbestellung. "alexxanders"-Sommelier Thomas Kloiber (40): "Letztes Jahr hat man 50 Euro pro Person bezahlt, jetzt zahlt man zwischen 70 und 75 Euro, wenn man mal Gans Essen möchte."
Für dieses Wochenende stünden nur sechs ganze Gänse auf dem Esstisch - alle vorbestellt. Bis Weihnachten kann bestellt werden, aber auch da gilt: nur auf Anfrage, nur ganze Tiere und eine Woche Vorlauf.
Und wie sieht's im Chemnitzer Umland aus? Auf dem Rößler-Hof in Burkhardtsdorf leben die Tiere noch auf zehn Hektar Auslauf. Vogelgrippe ist dort aktuell kein Thema.
Chefin Kathrin Seyffert: "Das Kilo kostet dieses Jahr 17,90 Euro, also 60 Cent mehr als im Vorjahr." Viele holen sich jetzt schon ihre Gans - "manche sogar für Weihnachten", falls die Vogelgrippe doch noch kommt.