Wegen Fröschen! Chemnitz entfernt alle Hechte aus Karpfenteich

Chemnitz - Ein Hecht im Karpfenteich - das wollte die Chemnitzer Naturschutzbehörde nicht dulden. Sie forderte die Pächter des Ottoteichs im Chemnitzer Ortsteil Altendorf deshalb auf, Raubfische zu entfernen, um Frösche zu retten.

Vor allem Karpfen fischten die Helfer aus dem Teich am Talanger - und setzten sie wieder ins Wasser.
Vor allem Karpfen fischten die Helfer aus dem Teich am Talanger - und setzten sie wieder ins Wasser.  © Ralph Kunz

Am Sonntag war nach dem Ablassen des Wassers großer Abfischtag. Unliebsame Nebenwirkung: Wenn jetzt kein Regen kommt, droht der Ottoteich im Sommer umzukippen.

Im Auftrag der Stadt rückten ein Fischer und vier Helfer an. Sie entdeckten drei Hechte und einen Wels - neben Karpfen und Rotfedern. Letztere sind im Angelteich erlaubt, Raubfische nicht.

"Sinnloser Aufwand", schimpft Erik Schmiedel (41), zusammen mit Andreas Bretschneider Pächter des Teichs am Talanger.

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Auch Stadtrat Maik Otto (45, SPD) schüttelt den Kopf: "Ich verstehe den Zinnober nicht."

Laut Erik Schmiedel berufe sich die Stadt "auf den Schutz der Amphibien, die am Ottoteich fehlen. Aber die Frösche wurden nicht von Hechten gefressen, sondern sind weg, weil der Zulauf meist trocken ist."

Wie es zum Hechtbesatz im Ottoteich kam, ist unbekannt. Schmiedel tippt auf Vögel, die Laich aus anderen Gewässern im Gefieder einschleppten. Ein Naturschützer hatte einen Hecht nachts mit der Kamera erwischt und im Rathaus gemeldet.

Wegen vier Raubfischen ordnete das Umweltamt ein Abfischen an.
Wegen vier Raubfischen ordnete das Umweltamt ein Abfischen an.  © Ralph Kunz
Sauer wegen der Abfischaktion im Ottoteich: Erik Schmiedel (41) mit einem kleinen Hecht.
Sauer wegen der Abfischaktion im Ottoteich: Erik Schmiedel (41) mit einem kleinen Hecht.  © Ralph Kunz
SPD-Stadtrat Maik Otto (45) nennt die Umweltaktion am Ottoteich "Zinnober".
SPD-Stadtrat Maik Otto (45) nennt die Umweltaktion am Ottoteich "Zinnober".  © Ralph Kunz
Um Frösche zu schützen, ließ das Umweltamt die Hechte aus dem Ottoteich abfischen.
Um Frösche zu schützen, ließ das Umweltamt die Hechte aus dem Ottoteich abfischen.  © imago stock&people

Der Pegel im Ottoteich beträgt nach dem Zwangs-Ablassen nur noch rund 50 Zentimeter. Erik Schmiedel hält das Abfischen nicht für durchdacht: "Wir brauchen im Frühjahr wochenlangen Regen, damit der Teich wieder vollläuft. Sonst droht ein Fischsterben, gefolgt von Gestank im Wohngebiet."

Diese Gefahr sieht das Umweltamt nicht. Eine Kontrolle habe einen "relativ stabilen Zulauf" gezeigt.

Titelfoto: Ralph Kunz

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