Was für eine Verschwendung! Zug fährt viermal täglich ohne Fahrgäste zwischen Dresden und Chemnitz

Chemnitz - Seit Mitte Juni ist Chemnitz endlich wieder an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn (DB) angeschlossen. Was viele allerdings nicht wissen: Viermal am Tag fährt der Intercity-Zug zur Überführung ohne Passagiere zwischen Dresden und Chemnitz - eine pure Verschwendung!

Seit Mitte Juni fährt dieser Intercity-Zug von Chemnitz über Berlin bis nach Warnemünde.
Seit Mitte Juni fährt dieser Intercity-Zug von Chemnitz über Berlin bis nach Warnemünde.  © Maik Börner

Täglich um 6.26 Uhr und 8.26 Uhr startet der Intercity im Chemnitzer Hauptbahnhof und fährt über Berlin bis an die Ostsee. Jedoch kommen die leeren Züge in den Morgenstunden nicht von einem Abstellgleis aus Chemnitz, sondern aus Dresden. Bedeutet: Der Intercity muss zunächst ohne Fahrgäste nach Chemnitz gebracht werden.

Genauso sieht es in den Abendstunden aus. Um 19.31 Uhr und 21.31 Uhr endet die Fahrt im Chemnitzer Hauptbahnhof. Danach werden die leeren Züge wieder ohne Fahrgäste zurück nach Dresden gefahren.

Aber warum dieser Wahnsinn? "In Chemnitz gibt es derzeit keine technischen Einrichtungen, um die Intercity-Züge über Nacht abzustellen, die Reinigung durchzuführen, die WCs zu ent- sowie mit Frischwasser zu versorgen. Deshalb müssen die Züge nach Dresden-Reick überführt werden, da dort die technischen Gegebenheiten erfüllt sind", so ein DB-Sprecher.

Auf die Frage, warum auf diesen Leerfahrten keine Passagiere mitgenommen werden können, antwortete die Bahn bisher nicht.

Verrückt: Viermal am Tag fährt der Intercity zwischen Dresden und Chemnitz - ohne Passagiere. Grund dafür: In Chemnitz kann der Zug nicht abgestellt werden.
Verrückt: Viermal am Tag fährt der Intercity zwischen Dresden und Chemnitz - ohne Passagiere. Grund dafür: In Chemnitz kann der Zug nicht abgestellt werden.  © Maik Börner

Bahn-Experte: "Theoretisch könnte man die Fahrgäste mitnehmen"

Sebastian Drechsler (31) von der Bahninitiative Chemnitz freut sich über den Fernverkehrs-Neustart, schlägt aber auch kritische Töne an.
Sebastian Drechsler (31) von der Bahninitiative Chemnitz freut sich über den Fernverkehrs-Neustart, schlägt aber auch kritische Töne an.  © Maik Börner

"Theoretisch könnte man die Fahrgäste mitnehmen", sagt Sebastian Drechsler (31) von der Bahninitiative Chemnitz. Allgemein sei es nicht unüblich, auf Betriebsfahrten auch Passagiere zu transportieren.

Seine Vermutung: Der Freistaat will für die Extra-Fahrten des Intercitys mit Passagieren nicht blechen.

Ohnehin mahnt Drechsler, dass zwei Zugfahrten täglich in eine Richtung zu wenig seien. Er fordert, dass die Verbindung zeitnah ausgebaut wird: "Ich erwarte, dass sich in den nächsten ein, zwei Jahren noch einiges tut, sodass wir einen regelmäßigen Takt nach Berlin bekommen."

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Die Bahn und Politiker kündigten an, dass die IC-Strecke bei einer guten Auslastung öfter angeboten werden könne. Wann und ob die Takte verkürzt werden, ist bislang offen.

Titelfoto: Maik Börner

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