Chemnitzer Winterdienst schlittert auf der Sparbremse in die Saison

Chemnitz - Der erste Hauch von Winter hat Chemnitz erwischt. Am Montagabend gab es das erste Schneechaos auf den Straßen, der Winterdienst hatte seine Feuertaufe. Doch kommt die Stadt nach dem Rats-Veto vom Oktober gegen das neue Winterdienst-Konzept wirklich sicher durch die kalte Jahreszeit - oder rutscht Chemnitz auf Sparbeschlüssen aus?

Nachladen für den nächsten Einsatz: Ein Streufahrzeug wird mit Salz befüllt.
Nachladen für den nächsten Einsatz: Ein Streufahrzeug wird mit Salz befüllt.  © Ralph Kunz

Bereits im Frühjahr hatte der Stadtrat den Rotstift angesetzt und den Winteretat von 3,8 auf nur noch 2,4 Millionen Euro zusammengestrichen. Das Rathaus reagierte darauf mit einem drastischen Schmalspur-Plan: betreut werden sollten nur noch Hauptstraßen.

Außerdem Straßen, auf denen Busse fahren oder Schüler unterwegs sind. Der Rest sollte im Zweifel liegen bleiben - es sei denn, der Notfallplan greift, etwa bei massivem Schneefall oder Eisregen. Selbst Schneefangzäune standen auf der Streichliste.

"Ein großer Teil der Kosten sind die Vorhaltekosten - ob man das Streugut tatsächlich braucht, weiß man nie", hatte Baubürgermeister Thomas Kütter (49, parteilos) argumentiert.

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Doch der Stadtrat ließ sich davon nicht überzeugen und kippte das vorgelegte Modell im Oktober. Ein neuer, politisch abgestimmter Plan liegt bis heute nicht auf dem Tisch.

Volle Räumbreite: Ein ASR-Winterdienstfahrzeug kämpft sich durch den Schnee.
Volle Räumbreite: Ein ASR-Winterdienstfahrzeug kämpft sich durch den Schnee.  © Ralph Kunz
Sein Winterdienst-Konzept ist beim Stadtrat durchgefallen: Baubürgermeister Thomas Kütter (49, parteilos).
Sein Winterdienst-Konzept ist beim Stadtrat durchgefallen: Baubürgermeister Thomas Kütter (49, parteilos).  © Ralph Kunz

Engpässe sollen durch Zeitarbeit ausgeglichen werden

Chemnitz hat für den Winter 6400 Tonnen Streusalz und 120 Tonnen Sole.
Chemnitz hat für den Winter 6400 Tonnen Streusalz und 120 Tonnen Sole.  © Ralph Kunz

Stattdessen muss sich die für den Winterdienst verantwortliche Stadtreinigung ASR mit weniger Geld durch die Saison wursteln.

"Aufgrund der Verringerung des Budgets hat der ASR weniger befristete Mitarbeiter eingestellt", heißt es auf Anfrage. "Je nach Wetterlage werden mögliche Engpässe im Dezember durch Zeitarbeit ausgeglichen."

Doch das könne wiederum mehr kosten. Woher das Geld kommen soll, ist unklar. Während im Rathaus gerechnet wird, müssen die Kolonnen auf der Straße trotzdem funktionieren.

Ein ASR-Streufahrzeug nimmt Sole auf – ohne diese Mischung geht im Winter kaum etwas.
Ein ASR-Streufahrzeug nimmt Sole auf – ohne diese Mischung geht im Winter kaum etwas.  © Ralph Kunz

Im Alltag bedeutet das: Der Winterdienst ist mit 69 Beschäftigten in der Abteilung Stadtreinigung/Winterdienst in die Saison gestartet. Rund 1000 "Räumkilometer" auf den Chemnitzer Straßen verantwortet der ASR.

Titelfoto: Ralph Kunz

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