Chaos-Sitzung im Chemnitzer Stadtrat: Darüber wurde entschieden

Chemnitz - Wer am Mittwoch Harmonie im Chemnitzer Stadtrat erwartet hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Schon zum Auftakt der Sitzung krachte es im Stadtverordneten-Saal. Neben Streit und Protest hatten die Räte aber auch wichtige Themen abzuarbeiten.

Zum Auftakt des Stadtrats kam es zum Eklat zwischen Stadtrat Nico Köhler (48, l.) und OB Sven Schulze (53, SPD).
Zum Auftakt des Stadtrats kam es zum Eklat zwischen Stadtrat Nico Köhler (48, l.) und OB Sven Schulze (53, SPD).  © Ralph Kunz

Nico Köhler (48), inzwischen fraktionsloser AfD-Stadtrat, verweigerte gleich zu Beginn stur den ihm neu zugewiesenen Platz im Saal.

Nach seinem Ausschluss aus der AfD-Fraktion hätte Köhler auf den Plätzen der Fraktionslosen Platz nehmen müssen - doch er blieb trotzig sitzen.

Oberbürgermeister Sven Schulze (53, SPD) verlor schnell die Geduld: Zweimal forderte er Köhler auf, den Platz zu wechseln. Erst nach der zweiten Mahnung, als der Rauswurf drohte, lenkte Köhler widerwillig ein.

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Doch damit nicht genug: Das politische Pulverfass explodierte förmlich, als Rechtsextremist und "Freie Sachsen"-Gründer Martin Kohlmann (47) das Wort ergriff. Mit Blick auf die jüngste AfD-Parkplatz-Affäre im Zusammenhang mit dem umstrittenen Verwaltungsumzug warf er dem Rat „Korruption“ und bezeichnete das Gremium als „Sumpf“.

Zeitgleich eskalierte die Lage auf der Zuschauertribüne: Drei Störer entrollten provokative Transparente vom Balkon und warfen falsche Geldscheine in den Sitzungssaal.

Der Ordnungsdienst griff sofort ein und entfernte die Störer resolut. "Wir prüfen rechtliche Schritte", ließ ein sichtlich verärgerter Rathaussprecher verlauten.

Während der Sitzung regnete es "Blüten" in den Stavo-Saal.
Während der Sitzung regnete es "Blüten" in den Stavo-Saal.  © Ralph Kunz

Fotografieren von Dokumenten im Chemnitzer Stadtarchiv bald erlaubt

Im Stadtarchiv soll das Fotografieren bald erlaubt sein.
Im Stadtarchiv soll das Fotografieren bald erlaubt sein.  © Ralph Kunz

Der Stadtrat hat mit großer Mehrheit beschlossen, dass das Fotografieren von Archivmaterial bald ohne zusätzliche Genehmigungen gestattet sein könnte.

Bisher war die Nutzung von Smartphones im Chemnitzer Stadtarchiv strengstens untersagt.

Dies soll sich jedoch ändern: Die Archivsatzung sowie die Archivgebührensatzung werden überarbeitet, um einen einfachen und barrierefreien Zugang zu Informationen zu gewährleisten. Damit sollen komplizierte Anträge und lange Wartezeiten entfallen.

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Ein weiterer Vorteil ist die Entlastung des Archivpersonals, da weniger Kopieraufträge anfallen werden.

Die neuen Regelungen sollen im Herbst den zuständigen Stadtratsausschüssen vorgelegt werden.

Chemnitzer Stadtrat billigt Neuvergabe von öffentlicher Werbung

Gemeinsam mit der CVAG sollte ein neues Konzept für die Vergabe von Werbeflächen erstellt werden.
Gemeinsam mit der CVAG sollte ein neues Konzept für die Vergabe von Werbeflächen erstellt werden.  © Kristin Schmidt

Nach 25 Jahren werden die Werberechte auf öffentlichen Flächen, an Haltestellen und auf Bussen und Bahnen in Chemnitz neu ausgeschrieben.

Der Stadtrat beauftragte den Oberbürgermeister, dies gemeinsam mit der CVAG im Rahmen eines europaweiten Teilnahmewettbewerbs zu organisieren.

Die Vermarkter müssen dafür unter anderem die Chemnitzer ÖPNV-Haltestellen instand halten und modernisieren.

Kontrovers diskutiert wurden Änderungen zu Werberichtlinien: Ein Antrag der BSW zur Einschränkung von Militär- und Rüstungswerbung scheiterte. Auch die AfD konnte sich mit ihrem Anliegen, Parteienwerbung im Wahlkampf uneingeschränkt zuzulassen, nicht durchsetzen.

Das neue Werbekonzept soll jedoch klare Vorgaben zu Parteien- und Zirkuswerbung enthalten.

Linken-Vorstoß gescheitert

Linken-Fraktionschefin Susanne Schaper (47) und ihre Partei wollten, dass die Haushaltssperre gekippt wird.
Linken-Fraktionschefin Susanne Schaper (47) und ihre Partei wollten, dass die Haushaltssperre gekippt wird.  © Ralph Kunz

Die Haushaltssperre in Chemnitz bleibt bestehen.

Die Linken scheiterten mit ihrem Vorstoß, die Anordnung von Stadtkämmerer Ralph Burghart (55, CDU) aus dem März zu kippen.

Der Bürgermeister hatte die Ausgaben in allen Bereichen rigoros um fünf Prozent gekürzt.

Sanierung kann starten

Im Juli soll es bereits losgehen mit dem Umbau der Gebrüder-Grimm-Schule auf dem Kaßberg.
Im Juli soll es bereits losgehen mit dem Umbau der Gebrüder-Grimm-Schule auf dem Kaßberg.  © Ralph Kunz

Die Sanierung der denkmalgeschützten Gebrüder-Grimm-Grundschule auf dem Kaßberg kann beginnen - vorausgesetzt, die Landesdirektion genehmigt den neuen Haushalt.

Geplant ist die Instandsetzung von Unterrichts- und Horträumen sowie Haupttreppenhaus und Sporthalle.

Kosten: 13 Millionen Euro (zur Hälfte gefördert vom Land).

Titelfoto: Ralph Kunz

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