Schauspielhaus-Besetzung kocht im Chemnitzer Stadtrat hoch: "Kürzungspreis statt Kulturpreis!"
Chemnitz - Die Besetzung des Chemnitzer Schauspielhauses am vergangenen Wochenende hat zu Beginn die Stadtratssitzung am Mittwoch dominiert. Die Aktion des Aktionsbündnisses "C the Closed" war nicht nur Gesprächsthema, sondern auch Auslöser für politische Forderungen und Diskussionen.

Linken-Fraktionschefin Susanne Schaper (47) betonte: "Wir sind 100 Tage Kulturhauptstadt, Museen, Theater können sich vor Besuchern kaum retten. Trotz angespannter Haushaltslage müssen wir aufpassen, dass uns nach 2026 nicht alles wegbricht, was wir uns bis jetzt aufgebaut haben."
Sie forderte zudem mehr Transparenz bezüglich der Zukunft des Schauspielhauses: "Auch die Chemnitzer wollen wissen, wie es mit 'ihrem' Schauspielhaus weitergeht."
SPD-Fraktionschefin Jacqueline Drechsler (48) schloss sich der Kritik an der bisherigen Rathaus-Informationspolitik an: "Unsere Fraktion meint, dass es die Kunstschaffenden des Schauspiels Chemnitz verdient haben, endlich eine klare und transparente Aussage zur Zukunft des Spielortes zu erhalten."
Sie warnte davor, Entscheidungen zu treffen, die im Nachgang erklärungsbedürftig seien, und forderte eine frühzeitige Einbindung des Stadtrats in den Entscheidungsprozess.
Volkmar Zschocke (56) von den Grünen lobte die Besetzung als "mutige Aktion" und forderte eine "Rebellion der Kommunen gegen Bund und Land für eine bessere Finanzierung".
Er betonte, dass die Stadt gut daran getan habe, die Aktion nicht zu diskreditieren.


Verleihung des Europäischen Kürzungspreis

Kurz vor der Ratssitzung übergaben Vertreter vom Aktionsbündnis den während der Besetzung an die Stadt verliehenen symbolischen Europäischen Kürzungspreis.
"Die Stadt Chemnitz streicht den eigenen Initiativen das Geld, während sie sich auf internationaler Bühne feiert", hatte Aktivisten-Sprecher Alexander Ganz-Kuhl (28) zur Begründung gesagt.
Oberbürgermeister Sven Schulze (53, SPD) nahm den Negativpreis in Form einer Wäschemangel nicht persönlich entgegen und schickte seinen Noch-Sprecher Matthias Nowak (56).
Nowak sagte zu, man werde sich mit dem Aktionsbündnis schnell an einen Tisch setzen.

Bündnis: "Es war ein gesamtgesellschaftlich Alarmsignal"

Vertreter der linken Kulturszene hatte am Wochenende das seit Jahren leerstehende Schauspielhaus besetzt, um auf die geplanten Kürzungen im Kultur- und Sozialbereich aufmerksam zu machen.
In einer vor der heutigen Sitzung veröffentlichten Pressemitteilung hieß es: "Es war ein gesamtgesellschaftlich breit unterstütztes Alarmsignal und ein Aufruf zum Handeln." Das Bündnis fordert einen ergebnisoffenen und konstruktiven Dialog auf Augenhöhe mit Stadtverwaltung und Politik.
Auf der Tagesordnung am Mittwoch steht noch der Antrag der Linken, die aktuell geltende Haushaltssperre in Chemnitz aufzuheben.
Titelfoto: Bildmontage: Ralph Kunz