Protestwelle gegen Sparpläne: Chemnitzer Bürgermeisterin fehlt bei Krisengespräch

Chemnitz - Das Chemnitzer Sozialdezernat bleibt im Krisenmodus. Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos) gerät wegen der Art und Weise ihrer Kommunikation zu Sparmaßnahmen zunehmend unter Druck.

Im Rathaus tagen am Mittwoch die Stadträte. Der Kurs der Sozialbürgermeisterin wird ein Diskussionsthema sein.
Im Rathaus tagen am Mittwoch die Stadträte. Der Kurs der Sozialbürgermeisterin wird ein Diskussionsthema sein.  © Ralph Kunz

So fand eine von der Stadtverwaltung anberaumte Videokonferenz mit den Trägern der Kinder- und Jugendprojekte, die abgewickelt werden sollen, ohne die verantwortliche Bürgermeisterin statt.

"Da fragt man sich schon, was dringender sein kann, als dieses wichtige Thema mit den Betroffenen zu besprechen. Ich habe den Eindruck, Frau Ruscheinsky duckt sich hier weg", kritisiert Arndt Hecker (50), Sprecher der Kindervereinigung.

Die Geschäftsführerin des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt, Ines Neubert, ließ verärgert mitteilen: "Wir erhalten zum Jahresende per E-Mail die Information zu den Schließungen per 31.12.2022. Im Zuge der jahrelangen Zusammenarbeit hätten wir ein persönliches Gespräch und vor allem Transparenz vorab erwartet."

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Schon vor der aktuellen Krise hatte das Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit über Monate erfolglos versucht, mit der Bürgermeisterin ins Gespräch zu kommen. "Wir wollten uns bei Frau Ruscheinsky nach ihrem Amtsantritt vorstellen", sagt Vorstandsmitglied Nadine Hacker (39). "Erst erhielten wir gar keine Antwort, dann wurden mehrere Termine abgesagt."

Auf TAG24-Anfrage teilte die Stadt am Dienstag mit: "Die Teilnahme von Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky an der Videokonferenz am Montag war weder geplant noch angekündigt. Sie nahm zu diesem Zeitpunkt einen lange vereinbarten Termin mit dem Leiter des Stadtarchivs wahr."

Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos) wird heftig kritisiert.
Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos) wird heftig kritisiert.  © Kristin Schmidt
Die Direktorin der Stadtmission, Karla McCabe, ist verärgert über den Umgang mit den freien Trägern.
Die Direktorin der Stadtmission, Karla McCabe, ist verärgert über den Umgang mit den freien Trägern.  © Kristin Schmidt

Vertreter der Liga der freien Wohlfahrtspflege erhoffen sich am Donnerstag Antworten in einem persönlichen Gespräch mit der Bürgermeisterin: "Wenn wir weiter sparen, sparen wir an den sozialen Angeboten der Stadt. Wir erwarten Vorschläge, wie es in Zukunft weitergehen soll, statt Kahlschlag per E-Mail", sagt Liga-Sprecherin Karla McCabe von der Stadtmission.

Titelfoto: Kristin Schmidt/Ralph Kunz

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