Wasserstoff-Zukunft sorgt für explosive Stimmung im Chemnitzer Stadtrat

Chemnitz - Eigentlich wollte Chemnitz zum Leuchtturm der deutschen Wasserstoff-Forschung werden. Doch das geplante Kompetenzzentrum an der TU Chemnitz steht finanziell auf der Kippe, auch vom bundesweit geplanten Versorgungsnetz bleibt die Region zunächst abgekoppelt. Der Frust darüber erreicht nun den Stadtrat.

Ist der Wasserstoff-Campus an der Fraunhofer Straße in Gefahr?
Ist der Wasserstoff-Campus an der Fraunhofer Straße in Gefahr?  © Maik Börner

Die Stadtrats-CDU will OB Sven Schulze (52, SPD) jetzt per Ratsbeschluss auffordern, sich in Berlin für eine nachträgliche Anbindung an das geplante Kern-Versorgungsnetz starkzumachen. "Uns geht es darum, diesen Schildbürgerstreich der Ampel aus der Welt zu schaffen", erklärt Fraktions-Chef Tino Fritzsche (62). "Ohne den sofortigen Anschluss an das Wasserstoff-Kernnetz wird die Region von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt."

Die SPD fordert in einem ähnlichen Antrag, dass das Rathaus und die Bundestagsabgeordneten aller Parteien ihren politischen Einfluss geltend machen, um die Situation noch zu verändern. Stadtrat Detlef Müller (59) sagt, es brauche "einen geeigneten Ausspeisepunkt aus dem Wasserstoffkernnetz für die Region".

Wissenschaftler befürchten gravierende Folgen für das Gesamtprojekt Wasserstoffcampus: "Das Kompetenzzentrum ist nur der erste Aufschlag", erklärt "Wasserstoff-Papst" Thomas von Unwerth (55) von der TU Chemnitz.

"Die Anbindung ans Wasserstoff-Kernnetz brauchen wir vor allem für die Firmen auf dem Wasserstoff-Campus", mahnt Wasserstoff-Papst Thomas von Unwerth, Professor an der TU Chemnitz (55).
"Die Anbindung ans Wasserstoff-Kernnetz brauchen wir vor allem für die Firmen auf dem Wasserstoff-Campus", mahnt Wasserstoff-Papst Thomas von Unwerth, Professor an der TU Chemnitz (55).  © Sven Gleisberg

"In direkter Nachbarschaft sollen sich mittelständische Unternehmen ansiedeln, die durch den fehlenden Anschluss an das Netz vor schwerwiegenden Problemen stehen. Diese können nicht ohne Weiteres elektrifizieren und sind daher an herkömmliche Energieträger wie Gas gebunden."

Titelfoto: Maik Börner

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