Zu kalt, zu teuer, zu dunkel: Chemnitzer Stadträte rechnen mit Energiesparmaßnahmen der Stadt ab
Chemnitz - Chemnitzer Stadtrat unter Strom: Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) warb zu Beginn der Sitzung am Mittwoch um Verständnis für die Energiespar-Maßnahmen des Rathauses. Statt Rücken- folgte Gegenwind: Nahezu alle Fraktionschefs waren am Rednerpult und rechneten mit dem Verwaltungshandeln ab.

Die Stadt müsse zum jetzigen Stand mit einer Verdopplung bis Verdreifachung der Energiekosten rechnen, warnte Schulze. "Um den Ernst der Lage in Zahlen auszudrücken: Die Summe der Mehrausgaben bewegt sich in einem zweistelligen Millionen-Bereich."
Das könne die Stadt nicht alleine stemmen, weswegen er mit einer Initiative von Landräten und Oberbürgermeistern auf Landes- und Bundesebene Druck machen wolle.
Es müsse jedoch auch gespart werden. Mit Blick auf die hitzige Debatte, ob die Stadt sich die Vereisung der Chemnitzer Eissporthalle leisten kann, sagte der OB: "Ich verstehe die Sorgen. Aber keiner in der Verwaltung macht solche Vorschläge ohne Grund und mit kaltem Herzen."
Beim Auftritt der Fraktionschefs wurde es im Stadtverordnetensaal plötzlich eisig. SPD-Chefin Jacqueline Drechsler (46) mahnte vor der geplanten Senkung der Raumtemperatur in Mitarbeiterzimmern auf 19 Grad: "Das kann Krankenstände nach sich ziehen!"
Linken-Vorsitzende Susanne Schaper (44) forderte kommunale Hilfsmaßnahmen. Konkret ein Härtefall-Fonds für existenzbedrohte Vereine und Verbände. "Die Akteure in den Bereichen Jugendhilfe, Gesundheit, Soziales, Kultur und Sport sind an ihren Grenzen - schon vorher war es schwierig, das alles ehrenamtlich zu stemmen."

CDU-Chef Tino Fritzsche (60) verlangte, die Stadträte künftig in einem geeigneten Format bei Energiesparmaßnahmen des Rathauses einzubinden. Dabei nannte er das Beispiel der Stromsparmaßnahmen an Esse, Nischel und Co.
Titelfoto: Ralph Kunz