Privater Krankenhaus-Betreiber schließt schon die zweite Station: Was wird aus den Patienten?

Leisnig - Obwohl der sächsische Krankenhausplan gesetzlich vorschreibt, welche Fachbereiche die Krankenhäuser an welchem Standort betreiben, meldete das Helios-Klinikum Leisnig nach der Geburtshilfestation nun auch die gynäkologische Abteilung ab. Die Empörung in der Region ist groß. Der Freistaat selbst ist an der Entwicklung nicht unschuldig.

Seit einem Jahr erblicken in Leisnig keine Kinder mehr das Licht der Welt. Zur Geburt müssen die Mütter nach Grimma oder Mittweida fahren (Symbolbild).
Seit einem Jahr erblicken in Leisnig keine Kinder mehr das Licht der Welt. Zur Geburt müssen die Mütter nach Grimma oder Mittweida fahren (Symbolbild).  © Kalinovsky Dmitry

Der Döbelner Landtagsabgeordnete Henning Homann (42, SPD) spricht von einem Nackenschlag für die Menschen, der gefährlich für die gesundheitliche Versorgung in Mittelsachsen sei. Er wettert: "Die Leitung der Helios-Kliniken macht sich so regional, aber auch für die Landespolitik, zu einem unsicheren Partner."

Deutschlands größter privater Klinikkonzern verweist auf den Fachkräftemangel. Unternehmenssprecher Stefan Möslein: "Oberstes Ziel war und ist es immer, unseren Patientinnen eine sichere, qualitativ hochwertige, vollumfängliche medizinische Versorgung anzubieten. Dies kann für die Gynäkologie aufgrund fehlender Fachärzte derzeit nicht gewährleistet werden."

Man stehe mit dem Sozialministerium im Austausch. Dass Helios Leisnig aber gerade - außerhalb des Krankenhausplanes - eine neue geriatrische Abteilung eröffnet hat, wird in der Region als fatales Signal wahrgenommen: Mit den Alten lässt sich wohl Geld verdienen, die Versorgung von Frauen und Säuglingen lässt man fallen.

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Die Klinik zum Erfüllen des Versorgungsauftrages zu zwingen, lässt das sächsische Krankenhausgesetz nicht zu. Das stammt von 1993 und soll schon seit Jahren den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Der Koalitionsvertrag sah die Novellierung für Sommer 2021 vor, welche - wohl pandemiebedingt - ausfiel.

Nach der Geburtshilfe gibt das Helios-Klinikum Leisnig auch die Gynäkologie auf - dafür entstand eine geriatrische Abteilung.
Nach der Geburtshilfe gibt das Helios-Klinikum Leisnig auch die Gynäkologie auf - dafür entstand eine geriatrische Abteilung.  © Ralf Seegers

Eine konkrete Zeitschiene für die Gesetzesänderung kann das Sozialministerium gegenwärtig nicht mitteilen.

Titelfoto: Ralf Seegers

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