Zwölf Tage Ausnahmezustand: Wie hat sich Euer Leben verändert?

Läden, Schulen und Kitas zu, Arbeitnehmer im Home-Office oder gar in Kurzarbeit - am Freitag geht Sachsen in den zwölften Tag der Ausgangsbeschränkung. Das Verlassen der Wohnung ohne triftigen Grund bleibt weiterhin verboten, Kinder dürfen nicht auf die Spielplätze und beschäftigen die Eltern in teilweise beengten Wohnungen. An ein geregeltes Leben wie früher ist im Moment nicht zu denken. TAG24 fragte fünf Chemnitzer: Wie geht es Euch mit den Corona-Beschränkungen?

Lydia Dick (30) und Freund Marian Süße (28)

Lydia Dick (30) arbeitet als Social-Media-Managerin von jeher im Home-Office. Nun muss sie sich das 19-Quadratmeter-Arbeitszimmer mit Sohn Bjarne (1) teilen. 

Und auch Freund Marian Süße (28) arbeitet jetzt zu Hause. "Man kommt kaum zur Ruhe", sagt Lydia Dick. 

"Ich versuche, die Arbeit auf Bjarnes Mittagsschlaf oder den Abend zu verschieben." Home-Office empfindet sie als Dauerstress. 

Aber ein Gutes habe die Lage: "Wir frühstücken jetzt jeden Morgen zusammen."

Im gemeinsamen Home-Office-Kinderspielzimmer: Lydia Dick (30), Sohn Bjarne (1) und Marian Süße (28).
Im gemeinsamen Home-Office-Kinderspielzimmer: Lydia Dick (30), Sohn Bjarne (1) und Marian Süße (28).  © privat

Tino Ramm (49)

Für Tino Ramm (49) ist Home-Office unmöglich: Er arbeitet als Bauarbeiter an der neuen CVAG-Haltestelle in der Bahnhofstraße. 

Ramm nimmt die Situation gelassen: "Bei uns geht es volle Kante weiter. Abstand funktioniert auf einer Baustelle nicht, als Desinfektionsmittel haben wir nur Wasser." 

Sorgen um seine Gesundheit macht sich der Arbeiter nicht: "Wir haben immer mit Chemie und Dreck zu tun. Und zum Krankwerden habe ich gar keine Zeit."

Tino Ramm (49) kann als Bauarbeiter nicht zu Hause arbeiten.
Tino Ramm (49) kann als Bauarbeiter nicht zu Hause arbeiten.  © Ralph Kunz

Ines Leube (45)

Servicekraft Ines Leube (45) gewinnt der Corona-Krise auch gute Seiten ab: "Ich habe kostbare Zeit für mein Kind gewonnen und finde es schön, dass wir alle loslassen können, ohne das Gefühl zu haben, nicht wichtig zu sein." Die Chemnitzerin sieht noch einen Vorteil: "Durch Kurzarbeit habe ich weniger Pflichten. Darum darf ich auch im Haushalt mehr liegen lassen." Angst vor dem Virus hat Ines Leube nicht: "Ich bin Fahrradfahrerin. Da lernt man, mit Angst umzugehen."

Ines Leube (45) freut sich über mehr Zeit mit dem Kind.
Ines Leube (45) freut sich über mehr Zeit mit dem Kind.  © Ralph Kunz

Wenke Hofmann (40)

In ihrer Elternzeit sieht Wenke Hofmann (40) nicht viele Veränderungen: "Ich vermisse nur die Besuche bei Eltern, Großeltern und Freunden. Darum telefoniere ich jetzt mehr." Sie selbst erlebt diese Zeit als Entschleunigung. Als Sozialpädagogin hingegen befürchtet sie große Probleme: "Viele Familien sind mit der Situation überfordert. Alle hocken ständig zusammen, das Geld wird knapper, sie müssen täglich drei Mal kochen - da gibt es in vielen Familien Krach."

Wenke Hofmann (40) befürchtet Probleme in vielen Familien.
Wenke Hofmann (40) befürchtet Probleme in vielen Familien.  © Ralph Kunz

Michael Thuß (47)

Im Beruf erlebt Michael Thuß (47) keine Nachteile: "Als Arbeiter in der Lebensmittelindustrie habe ich immer Abstand und Hygiene." Ihm fehlt vor allem der Sport: "Als Fan von Erzgebirge Aue und Eispiraten Crimmitschau bin ich zu Dutzenden Auswärts- und Heimspielen gefahren. Das fehlt mir sehr, auch wenn ich Geld spare. Auch Fußballfreunde vermisse ich - das Leben ist langweiliger." Kleiner Ausgleich: Als Corona-Mundschutz nutzt Michael Thuß seine Fanschals.

Michael Thuß (47) vermisst Fußball- und Eishockeyspiele.
Michael Thuß (47) vermisst Fußball- und Eishockeyspiele.  © Ralph Kunz

Kleiner Ausgleich: Als Corona-Mundschutz nutzt Michael Thuß seine Fanschals.

Titelfoto: Ralph Kunz

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