Haben Mediziner Knochen von Toten geklaut? Dresdner Uniklinik zieht Konsequenzen

Dresden - Ermittler der Dresdner Staatsanwaltschaft durchsuchten am vergangenen Donnerstag Räumlichkeiten der Uniklinik (UKD). Im Verdacht: 13-fache Leichenschändung durch drei Rechtsmediziner der UKD und TU Dresden. Die Angeklagten sollen Schädelknochen von Verstorbenen herausoperiert haben. Eine interne Untersuchungskommission wurde von der UKD ins Leben gerufen.

Drei Rechtsmediziner der UKD und TU Dresden sollen mehrfach Knochen von Leichen geklaut haben. Die Ermittlungen dazu dauern an. (Symbolfoto)
Drei Rechtsmediziner der UKD und TU Dresden sollen mehrfach Knochen von Leichen geklaut haben. Die Ermittlungen dazu dauern an. (Symbolfoto)  © imago/JOKER

Eine Sprecherin der UKD konkretisiert auf Nachfrage: "Der bestehende Anfangsverdacht im Zusammenhang mit der Störung der Totenruhe betrifft drei Mitarbeitende der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und des Instituts für Rechtsmedizin."

Dabei handelt es sich konkret um den Klau von Felsenbeinknochen, der im Körper des Menschen einen verhältnismäßig geringen Platz einnimmt. Es ist der Ort im Schädel, an dem Hör- und Gleichgewichtsorgan liegen. Zahlreiche Nerven spannen sich vom komplexen Felsenbeinknochen zu den Gesichtsmuskeln. Er gilt als der härteste Knochen im menschlichen Körper.

Das Interesse an den Felsenbeinknochen für die Angeklagten sei "Bestandteil laufender Ermittlungen", informiert Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (50).

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Die Durchsuchung am vergangenen Donnerstag sei eingeleitet worden, weil zuvor eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingereicht worden war. Handys und andere Datenträger sind seitdem in der Auswertung.

Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (50) informierte über den Stand der Ermittlungen. (Archivfoto)
Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (50) informierte über den Stand der Ermittlungen. (Archivfoto)  © Thomas Türpe

Die Uniklinik will die Vorfälle aufarbeiten

Das Felsenbein umgibt das Innenohr. Es ist der härteste Knochen im Körper.
Das Felsenbein umgibt das Innenohr. Es ist der härteste Knochen im Körper.  © Screenshot/Institut für Bildgebende Diagnostik

Die Uniklinik reagierte schockiert, kündigte transparenten Aufarbeitung an: "Wir nehmen die interne Aufarbeitung der Vorwürfe sehr ernst und verfolgen diese mit höchster Priorität", so die Sprecherin weiter. Es sei hierfür eine "interne Untersuchungskommission" ins Leben gerufen worden, die die Aufarbeitung beschleunigen soll.

Auch "personalrechtliche Maßnahmen" seien seitens der UKD-Leitung eingeleitet worden, ohne dass dies näher konkretisiert wurde.

Weiterhin drohen den drei Angeklagten bei Verurteilung wegen Störung der Totenruhe drei Jahre Gefängnis.

Titelfoto: Bildmontage: imago/JOKER//Screenshot/Institut für Bildgebende Diagnostik

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