Diva aus dem Glashaus: Sachsens Kamelien und ihre Geheimnisse

Dresden - "Das gibt's doch nicht, die Kamelie blüht!" Ungläubiges Erstaunen am Montag im Pillnitzer Bäckereicafé Wippler. Irgendwer hat auf den Tisch frische Blüten gelegt. Tatsächlich: Europas älteste Kamelie im benachbarten Schlosspark zeigt sich aktuell von der schönsten Seite.

Im Besucherzentrum von Schloss Pillnitz gibt es Kamelie togo.
Im Besucherzentrum von Schloss Pillnitz gibt es Kamelie togo.  © Petra Hornig

Erstmals seit zwei Jahren kann die Riesenkamelie ab Dienstag wieder bewundert werden. Die ursprünglich für Montag geplante Öffnung wurde sturmbedingt verschoben.

Doch nun geht es gleich in die Vollen. "Knospenmäßig ist sie top in Form", sagt Parksprecherin Antje Heinze (44) bei einer Inspektion.

Hunderte Blüten leuchten in sattem Karminrot. Einige sind schon abgeworfen und können am Ausgang mitgenommen werden, ansonsten gilt: Pflücken verboten!

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"Aber wir bieten in der Alten Wache gezogene Bäumchen an", so Heinze.

15 Euro für Dreijährige, 25 Euro für Fünfjährige. Doch Vorsicht: So eine Kamelie ist ein sensibles Wesen. Nasse Füße? Der sichere Tod. Zu kalt: tot, zu warm: tot.

Umso größer das Wunder von Pillnitz. Seit 1801 steht die heute neun Meter hohe Pflanze, die schon damals zwei Jahrzehnte auf dem Buckel hatte.

Antje Heinze (44) bewundert die diesjährige Blütenpracht der Pillnitzer Kamelie.
Antje Heinze (44) bewundert die diesjährige Blütenpracht der Pillnitzer Kamelie.  © Petra Hornig

Dresden war lange Zentrum des Europahandels von Kamelien

Hier wohnt die Pillnitzer Kamelie. Das Gewächshaus hat ab Dienstag geöffnet.
Hier wohnt die Pillnitzer Kamelie. Das Gewächshaus hat ab Dienstag geöffnet.  © Petra Hornig

Verschoben wird ihr modernes Gewächshaus, das im Oktober den 30. feiert, Mitte Mai.

Sachsen kann Kamelie. Mehr noch: Dresden war lange Zentrum des Europahandels. Die Standorte Roßwein und Königsbrück gehen auf sächsische Minister zurück.

Detlef Graf von Einsiedel (1773-1861) beschenkte Roßwein mit der ersten weißen Kamelie, Peter Friedrich von Hohenthal (1735-1819) haben wir die Königsbrücker Zucht zu verdanken, die sonntags Besucher erwartet.

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Auf Schloss Zuschendorf leistet sich die TU Dresden eine Botanische Sammlung mit Kamelien, die auf das Jahr 1813 zurückgeht.

Den Anfang machten damals wohl den Franzosen gestohlene Pflanzen ...

Zuschendorf öffnet wieder am 1. März seine Gewächshäuser, die Kamelienblütenschau im Schloss dann am 5. März.

Die Königsbrücker Kameliendamen Lilly Dörschel (15, r.) und Johanna Worm (14).
Die Königsbrücker Kameliendamen Lilly Dörschel (15, r.) und Johanna Worm (14).  © Petra Hornig

Erste Kamelie kam 1792 nach Pillnitz

Während andere Blumen noch schlafen, hat die Kamelie jetzt Hochsaison.
Während andere Blumen noch schlafen, hat die Kamelie jetzt Hochsaison.  © Petra Hornig

Der Pillnitzer Kamelie werden japanische Ahnen nachgesagt.

"Die Samurai sahen in Camellia japonica ein Sinnbild für den Tod und die Vergänglichkeit des Lebens", so Expertin Antje Heinze. "Nach der Auffassung vieler Japaner symbolisieren die einfachen blühenden Formen Werte wie Freundschaft, Eleganz und Harmonie."

Möglicherweise unharmonisch fand die Anreise der Kamelie statt.

Der Legende nach war sie eines der Exemplare, die von einer Lieferung für England auf dem Kontinent landeten - ob geklaut oder gewidmet ...

Sicher ist jedoch: Die erste Kamelie kam im Jahr 1792 nach Pillnitz, ein Gewächs aus der Dresdner Zucht im Herzogin Garten.

Titelfoto: Petra Hornig

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