Frischekur für "Schwanensee": Neuer Klassiker an der Semperoper

Dresden - Dieselbe Musik, aber doch nicht die gleiche, könnte man sagen. Man hört Tschaikowskis Komposition zum Ballett "Schwanensee" anders, wenn sie samt einer neuen Choreografie eine andere Geschichte erzählt.

Tanz auf der Bühne, gespiegelt in der Himmelsscheibe. Das Publikum feierte die Produktion mit Ovationen im Stehen.
Tanz auf der Bühne, gespiegelt in der Himmelsscheibe. Das Publikum feierte die Produktion mit Ovationen im Stehen.  © Semperoper Dresden/Nicholas MacKay

Das neue Ballettstück des Schweden Johan Inger (56) feierte am vorgestrigen Samstag in der Semperoper fulminante Premiere.

Die berühmte Choreografie von Marius Petipa ist seit mehr als 125 Jahren Standard bei "Schwanensee", der Geschichte um die Schwanenjungfrau Odette und den Prinzen Siegfried. In Ingers Stückfassung, die auf dem Märchen "Der geraubte Schleier" aus der Sammlung "Volksmährchen der Deutschen" (1784) von Johann Karl August Musäus beruht, kommt Odette vor, ebenso Benno, aber nicht Siegfried, nicht die Königin, nicht Wolfgang, nicht Rothbart, nicht Odile.

Erzählt wird die Geschichte der in der Ehe mit König Zeno (Christian Bauch) unglücklichen Zoe (Zarina Stahnke) und ihres Liebhabers Benno, im zweiten Teil die ihres Sohnes Kallisto (Skyler Maxey-Wert) und der Schwanenfrau Odette (Ayana Tsunaki).

Mitreißend und berührend

Die Dresdner Semperoper wird zum Schauplatz einer fulminanten Neuauflage.
Die Dresdner Semperoper wird zum Schauplatz einer fulminanten Neuauflage.  © Robert Michael/dpa

Ingers anspruchsvolle Choreografie, mit viel Charisma getanzt, ist voll von verblüffenden Einfällen, wie einer Schlacht zwischen Kriegern in Zeitlupe, und zeigt modernes Tanztheater, so athletisch wie poetisch, das gleichwohl auf den Schultern klassischen Tanzes steht.

Ein so mitreißendes wie berührendes Handlungsballett, das auch den Kampf der Geschlechter zum Inhalt hat und dabei dankenswerterweise ohne belehrenden Zeigefinger auskommt.

Viel zum Gelingen der Produktion trägt das grandiose Bühnenbild von Leticia Gañán bei - nichts weiter als zwei lamellenartige bewegliche Raumteiler auf der Bühne, darüber schwebend eine Art mobile Himmelsscheibe, die handlungsrelevante Bilder wiedergibt oder als Spiegel das Bühnengeschehen verdoppelt und perspektivisch verfremdet.

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Die Staatskapelle unter Leitung von Thomas Herzog musiziert diese klassische, vielgespielte Partitur mit einer so sinnlichen Frische, wie man an ein neues Werk herangeht. Nichts weniger ist Ingers "Schwanensee".

Titelfoto: Semperoper Dresden/Nicholas MacKay

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