"Jobwunder" macht Dresden auch Sorgen: Wo sollen die 27.000 Fachkräfte wohnen?

Dresden - Mit der Ansiedlung von Halbleiter-Riese TSMC, dessen Gemeinschaftsunternehmen mit Bosch, NXP und Infineon nun "ESMC" heißt, kommen viele Herausforderungen auf die Region zu. Entsprechend müssen Dresden und die Umlandgemeinden noch enger zusammenarbeiten.

TSMC unterhält weltweit moderne Standorte, auch in Nanjing (China).
TSMC unterhält weltweit moderne Standorte, auch in Nanjing (China).  © IMAGO/NurPhoto

Es braucht mehr Kita- und Schulplätze, zusätzlichen Wohnraum, belastbare Verkehrswege. Und das geht weit über die für 2027 von ESMC geplanten 2000 Arbeitsplätze hinaus.

"Wir gehen bis 2030 bislang von 27.000 zusätzlichen Stellen in der Chip-Industrie aus", sagte Dresdens OB Dirk Hilbert (52, FDP) auf einer Konferenz in Radebeul.

Bei der war auch ESMC-Präsident Christian Koitzsch (48) anwesend.

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Laut Schätzungen wird die Hälfte der Arbeitnehmer zuwandern, die andere Hälfte aus der Region kommen. Dafür braucht es qualifizierte Ausbildung.

ESMC-Präsident Christian Koitzsch (48) kommt gebürtig aus Eisenhüttenstadt (Brandenburg), studierte Elektrotechnik und Physik unter anderem in Ilmenau (Thüringen) und im US-Bundesstaat North Carolina.
ESMC-Präsident Christian Koitzsch (48) kommt gebürtig aus Eisenhüttenstadt (Brandenburg), studierte Elektrotechnik und Physik unter anderem in Ilmenau (Thüringen) und im US-Bundesstaat North Carolina.  © Steffen Füssel

BSZ für Elektrotechnik soll fit gemacht werden

Das BSZ Elektrotechnik am Strehlener Platz: Die Chip-Riesen brauchen nicht nur Akademiker, sondern auch qualifizierte Facharbeiter.
Das BSZ Elektrotechnik am Strehlener Platz: Die Chip-Riesen brauchen nicht nur Akademiker, sondern auch qualifizierte Facharbeiter.  © Steffen Füssel

In der Landeshauptstadt soll beispielsweise das Berufsschulzentrum für Elektrotechnik (BSZ, 2400 Schüler) fit für die Anforderungen der Chip-Industrie gemacht werden.

Auch der Schulnetzplan in Dresden bedarf einer Überarbeitung.

Baubeginn wohl noch in diesem Halbjahr: Auf diesem Gelände im Dresdner-Norden soll die ESMC-Fabrik bis 2027 entstehen.
Baubeginn wohl noch in diesem Halbjahr: Auf diesem Gelände im Dresdner-Norden soll die ESMC-Fabrik bis 2027 entstehen.  © imago/Sylvio Dittrich
Mit der Ansiedlung von TSMC kommen auf Dresden viele Herausforderungen zu.
Mit der Ansiedlung von TSMC kommen auf Dresden viele Herausforderungen zu.  © IMAGO/Steinach

Umlandgemeinden könnten von neuen Jobs profitieren

Meißens OB Olaf Raschke (61).
Meißens OB Olaf Raschke (61).  © Steffen Füssel

Ebenfalls eine Riesen-Herausforderung ist das Thema Wohnraum. Die Landeshauptstadt allein wird den Bedarf für die Facharbeiter und deren Familien nicht decken können. Die Bürgermeister der Umlandgemeinden begreifen das jedoch als Chance.

"Wir weisen derzeit neue Baugebiete aus, wollen den Menschen ein Angebot machen", erklärte Meißens OB Olaf Raschke (61, parteilos) gegenüber TAG24.

Der erfahrene Amtsinhaber (seit 2004 im Rathaus) steht dazu im engen Austausch mit seinen Kollegen. Schon jetzt kratzt die Porzellanstadt an der 30.000-Einwohner-Marke, liegt damit deutlich über den Prognosen vergangener Jahre.

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In Zukunft dürften es durch die attraktiven Jobs und zahlreiche neuen Ein- und Mehrfamilienhäuser noch mehr werden.

Auf einem alten Kasernengelände im Ortsteil Bohnitzsch will Meißen neuen Wohnraum für Chip-Arbeiter schaffen.
Auf einem alten Kasernengelände im Ortsteil Bohnitzsch will Meißen neuen Wohnraum für Chip-Arbeiter schaffen.  © Petra Hornig
Dresdens OB Dirk Hilbert (52).
Dresdens OB Dirk Hilbert (52).  © Steffen Füssel

Öffentlicher Nahverkehr bereitet Sorgen

Sorgen bereitet Hilbert und Co. indes der Ausbau des ÖPNV. An Ideen mangele es nicht. Doch wohl auch mit Blick auf das wachsende Defizit der DVB stellte Dresdens Stadtoberhaupt etwas klar.

"Wenn nicht bald eine Änderung der Finanzierung des ÖPNVs passiert, werden wir ganz andere Thematiken erleben. [...] Nämlich Abbestellung im Verkehr."

Titelfoto: IMAGO/NurPhoto

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