Diese Dresdner Firma verpackt Süßigkeiten in Rekordtempo!

Dresden - Ein Dresdner Unternehmen ist weltweit in packende Geschäfte "verwickelt" - im wahrsten Sinne! Denn viele Maschinen, mit denen in Afrika, Asien, ja überhaupt fast jedem Land Milliarden Bonbons und Karamellen verpackt und eingewickelt werden, stammen aus Elbflorenz. Theegarten-Pactec heißt der Maschinenbaubetrieb, von dem sich manches süße Ding einwickeln lässt und dessen Firmenhistorie gleich zwei Stränge hat.

Wer an der Firma im Dresdner Südosten vorbeifährt, der ahnt meist nicht, dass von hier aus die halbe Welt beliefert wird.
Wer an der Firma im Dresdner Südosten vorbeifährt, der ahnt meist nicht, dass von hier aus die halbe Welt beliefert wird.  © Norbert Neumann

Zum einen den sächsischen: Weil Dresden schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Hochburg der Schokoladen- und Süßwarenproduktion war, mussten die Leckereien dort auch zeit- und kostensparend verpackt werden.

In dieser Ära des industriellen Aufbruchs spezialisierten sich einige Betriebe auf diese Nische. Jahrzehnte später, zu DDR-Zeiten, gab es den VEB Schokopack und das Kombinat "Nagema" (Nahrungs- und Genussmittel Maschinenbau). Deren Maschinen waren flink, zuverlässig und hatten teils Weltruf.

Bloß: Mit der Wende löste das Kombinat sich auf. 1991 entstand aus Teilen davon die Firma Pactec.

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Die wurde 1994 vom Kölner Unternehmen Theegarten übernommen, ebenfalls ein Verpackungsspezialist und seit 1934 am Markt (der zweite Strang der Firmengeschichte!). Ungewöhnlich: Schon 1997 entschloss sich Theegarten-Pactec, wie das Unternehmen nun hieß, Dresden zum alleinigen Firmensitz zu machen. "Eines der wenigen Beispiele, wo es von West nach Ost ging", betont Geschäftsführer Markus Rustler (44).

Dabei ist es auch geblieben.

Geschäftsführer Markus Rustler (44) mit dem "Key Visual" ("Schlüsselbild" oder Symbol) der Firma Theegarten-Pactec. Die Nuss steht für eine gute Verpackung, der Reißverschluss für "leicht zu öffnen".
Geschäftsführer Markus Rustler (44) mit dem "Key Visual" ("Schlüsselbild" oder Symbol) der Firma Theegarten-Pactec. Die Nuss steht für eine gute Verpackung, der Reißverschluss für "leicht zu öffnen".  © Norbert Neumann

Theegarten-Pactec: Bis zu 120 Hochleistungsmaschinen pro Jahr!

Viel Technik, wenig Schnickschnack: In der Produktion können bei Bedarf - zum Beispiel bei Lieferengpässen - viele mechanische Teile für die Maschinen selbst hergestellt werden.
Viel Technik, wenig Schnickschnack: In der Produktion können bei Bedarf - zum Beispiel bei Lieferengpässen - viele mechanische Teile für die Maschinen selbst hergestellt werden.  © Norbert Neumann

Heute produzieren fast 400 Mitarbeiter im Dresdner Stadtteil Reick etwa 100 bis 120 Hochleistungs-Maschinen pro Jahr. Die wickeln vor allem Bonbons, Schokoriegel usw. in Sekundenbruchteilen ein, aber auch Brühwürfel, Kalziumtabletten oder Spülmaschinen-Tabs.

Zu den Kunden gehören die Produzenten z.B. von Ricola-Bonbons, Merci-Schokolade, aber auch hierzulande gänzlich unbekannten Produkten - nach denen sich kleine und große "Süßmäuler" von Japan über Brasilien bis zum Senegal aber verzehren.

Dolce Vita für alle also, und Technik aus Dresden macht's möglich. Handelsvertreter in mehr als 100 Ländern stehen als Ansprechpartner und für den Vertrieb von Theegarten-Pactec-Maschinen parat - nicht viele Firmen spinnen ein so engmaschiges, weltweites Netz.

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Aber zurück nach Dresden - Ortstermin in der Breitscheidstraße.

Süßigkeiten in Rekordtempo eingewickelt!

In einzelne Reihen sortiert, rutschen die noch unverpackten Bonbons in die Maschine rein. Dort werden sie blitzschnell eingewickelt und kommen sauber verpackt wieder heraus.
In einzelne Reihen sortiert, rutschen die noch unverpackten Bonbons in die Maschine rein. Dort werden sie blitzschnell eingewickelt und kommen sauber verpackt wieder heraus.  © Norbert Neumann

In den geräumigen neuen Werkshallen herrscht unaufgeregte Geschäftigkeit. Mechatroniker und andere Fachkräfte arbeiten hier in kleinen Teams an verschiedenen Maschinen.

Nach exakten Konstruktionsplänen werden die auf Kundenwünsche angepassten Verpackungsmaschinen kleinteilig zusammengesetzt. Der Laie sieht hier Mitarbeiter tüfteln, messen und montieren, aber auch laufende Bänder und rotierende Packköpfe im Probebetrieb.

Am Ende sollen die Maschinen Bonbons in einem Tempo einwickeln, dem das menschliche Auge nicht mehr folgen kann. Oder Schlauchverpackungen über Kaudragees stülpen, Suppentabletten mit Folie umhüllen oder ähnliches.

Für die Testläufe und zum Justieren haben die jeweiligen Auftraggeber Proben ihrer Produkte und Packmaterial nach Dresden geschickt. Dort wird so lange nachgestimmt, bis alles optimal passt - dann erst geht die Maschine auf die meist lange Reise.

"Mit dem Schiff, manchmal auch mit dem Flugzeug oder dem Lkw", weiß Chef Markus Rustler.

Eine lange Folie wird von der Maschine zu Bonbonpapier zurechtgeschnitten.
Eine lange Folie wird von der Maschine zu Bonbonpapier zurechtgeschnitten.  © Norbert Neumann

Folgen des Fachkräftemangels und des Ernährungswandels?

Hier wird ein Bonbon maschinell eingewickelt. Was die Kamera gerade noch einfangen kann, passiert für das menschliche Auge viel zu schnell.
Hier wird ein Bonbon maschinell eingewickelt. Was die Kamera gerade noch einfangen kann, passiert für das menschliche Auge viel zu schnell.  © Norbert Neumann

Der angestrebte Umsatz von Theegarten-Pactec liegt bei 65 bis 70 Millionen Euro. Da lässt sich leicht errechnen, was die hier gebauten Pack-Apparate kosten - und wie viel sie dem Kunden wert sein müssen.

Qualität und Zuverlässigkeit sind deshalb nicht verhandelbar, die Maschinen müssen schnell und effizient sein (bis zu mehreren Tausend Bonbons pro Minute), dazu möglichst jahrzehntelang laufen. Gerne rund um die Uhr.

Rustler: "Wir sind Spezialist in einer Nische, die technologisch sehr anspruchsvoll ist." Gerade beim Verpacken "kleinstückiger Süßwaren" sei man auf dem engen Weltmarkt seit Jahren ganz vorn mit dabei.

Natürlich hat auch Theegarten-Pactec mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Elektrokonstrukteure, Softwareentwickler und Mechatroniker sind eben heiß begehrt. Die Ansiedlung immer neuer Hightech-Betriebe in "Silicon Saxony" mache den Kampf um die besten Köpfe nicht leichter, heißt es hier.

Weniger Sorgen macht sich Geschäftsführer Markus Rustler dagegen um Zeitgeist-Themen wie "zuckerfreie Ernährung" oder "Vermeidung von Verpackungsmüll". Ersteres sei vor allem im Westen ein Thema, in anderen Märkten kaum. Wobei selbst hierzulande der Süßigkeiten-Konsum eher stagniere, als dass er abnehme.

Und was den Sinn oder Unsinn von Verpackungen angeht, kontert Rustler mit einer Statistik: "50 Prozent aller auf dem Feld hergestellten Lebensmittel erreichen den Endverbraucher nicht, weil sie auf dem Weg dorthin verrotten", sagt er. So gesehen könnten Verpackungen, die zudem immer ökologischer würden, also eher eine Lösung sein.

Mechatroniker Tom Gerstäcker (33) stellt den Packkopf einer Maschine ein. Es geht oft um Hundertstelmillimeter.
Mechatroniker Tom Gerstäcker (33) stellt den Packkopf einer Maschine ein. Es geht oft um Hundertstelmillimeter.  © Norbert Neumann

Und die entsprechenden Maschinen aus Dresden natürlich auch.

Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann

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