Seit Monaten das erste Engagement für Geiger Florian Mayer: Er spielt für Obdachlose im Nachtcafé

Dresden - Diese Glücksmomente beruhen auf Gegenseitigkeit. Als Geiger Florian Mayer (47) im Loschwitzer Gemeindehaus seinem Instrument erstmals seit Langem wieder öffentlich Klänge entlocken kann, sind auch die Zuhörer sichtlich bewegt. Es handelt sich um ein Dutzend Obdachlose.

Geiger Florian Mayer (47) bei seinem kleinen Konzert für Obdachlose.
Geiger Florian Mayer (47) bei seinem kleinen Konzert für Obdachlose.  © Steffen Füssel

"Das ist schon was Besonderes", sagt Jörg (Name geändert). Der 57-Jährige lebt sonst in einem Zelt am Rande der Dresdner Heide. Nur in den Wintermonaten sucht er sich eine feste Bleibe.

Wie jetzt im Nachtcafé, das seit November immer donnerstags hier an der Grundstraße öffnet. "Ich spiele selbst Gitarre. Vom fehlenden Üben sind leider meine Finger eingerostet." Denn für eine Klampfe fehlt schlicht das Geld.

Geiger Mayer hat sein Instrument noch, ansonsten sieht es finanziell für den freischaffenden Musiker auch schlecht aus. "Eng ist gar kein Ausdruck", lächelt er bitter.

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Um so mehr erfreut ihn die Aktion "Musikalischer Osterspaziergang" des Sächsischen Musikrats, der den Auftritt honoriert. "Das ist eine tolle Initiative. Sie ist gemeinschaftsbildend und schafft Solidarität."

Die Schlafgäste bekommen Werke von Bach und Paganini zu hören. Es erklingen aber auch populäre Stücke wie "Die Capri-Fischer" oder "'s is Feieromd", das er mit dem Nachtcafé-Verantwortlichen Sven Schramm (51) singt.

Die Pandemie hat den Musiker an den Rand der Existenznot gebracht.
Die Pandemie hat den Musiker an den Rand der Existenznot gebracht.  © PR/Societaetstheater
Tagsüber bei VW, abends engagiert sich Sven Schramm (51) als Ehrenamtler für Obdachlose.
Tagsüber bei VW, abends engagiert sich Sven Schramm (51) als Ehrenamtler für Obdachlose.  © Steffen Füssel
Die Dresdner Nachtcafés haben noch bis Monatsende geöffnet.
Die Dresdner Nachtcafés haben noch bis Monatsende geöffnet.  © Steffen Füssel

Schramm kommt eigentlich aus Zwickau. Inzwischen aber wohnt er seit vielen Jahren in Dresden. Seinen Job hat er mitgenommen: Von VW in Zwickau wechselte er in die Gläserne Manufaktur nach Dresden. "Da bin ich in der Qualitätsprüfung tätig", berichtet er stolz. Den Job im Nachtcafé versieht er - wie viele Mitstreiter - ehrenamtlich. In diesem Jahr noch bis Ende März. Dann ist die diesjährige Nachtcafé-Saison beendet.

Titelfoto: Montage: Steffen Füssel, PR/Societaetstheater

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