Radebeul - In einem Gewerbegebiet am Rand der sächischen Landeshauptstadt betreibt Dr. Eve (38) eine Fetischklinik. Im authentischen Ambiente gibt sich "Patient" Olaf (65, Name geändert) regelmäßig seinen Leidenschaften hin. Doch hier, zwischen Elbmäander und Weinbergen, geht es nicht um Sex.
"150 zu 90" notiert Schwester Heidi (25). Olafs Blutdruck ist doch ein wenig erhöht. "Aber so geht es den meisten Patienten, die zu mir kommen", blitzt Heidi über ihre Panto-Brille. Olaf nickt und nimmt die Manschette ab.
Für das, was die nächsten anderthalb Stunden passiert, ist er Hunderte Kilometer bis nach Radebeul gereist und hat eine Menge Geld bezahlt. Doch hinterher wird er nach Hause schweben. Die Klinik ist der Weg zu ihm selbst, beteuert der "Patient".
"Die schönsten Werkzeuge einer dominanten Dame sind ihre Hände", sagt Olaf zum ersten Mal öffentlich. "Hände in mir zu spüren, ist wunderschön." Nur drei Menschen in seinem Leben wissen, dass er es genießt, wenn ihn chirurgische Nadeln durchdringen. Schon als Junge hätten ihn Fotos von starken Frauen fasziniert, als junger Mann entdeckte er die Domina.
Doch in diesem "schwarzen Bereich" ist ihm die Distanz zur Dame zu groß, sein Schmerz kein guter. "Der Fetisch liegt in der Klinik."
Manche fahren zum Wellness machen, manche zur Fetischklinik
"Das ist mein Baby", sagt Dr. Eve, die eigentlich anders heißt. Die gelernte Krankenschwester ist seit 16 Jahren im Prostitutionsgeschäft, betreibt seit zehn Jahren eigene Studios.
Die Dresdner Klinik ist ihre erste, im September 2024 hat sie eine zweite in Berlin bezogen. Deutschlandweit gibt es nur 23 dieser Art.
"Viele unserer Gäste haben hohe Positionen im Beruf, müssen viele Entscheidungen treffen. Während andere vielleicht zum Wellness fahren würden, kommen sie mit diesem Fetisch hier her", sagt Eve. Aber trotz Doktorspielchen und OP-Simulation ist nicht alles möglich. Die krassesten Anfragen: Kastration, Beschneidung, Blut abnehmen. "Alles, was wir machen, ist simuliert", betont Eve. "Wir schneiden hier niemanden auf!"
Solange Olaf heil daheim ankommt, ist an ihm alles erlaubt. Ungefähr viermal pro Jahr gönnt er sich diese Spezialbehandlung, grob geschätzte 1000 Euro zahlt er im Monat dafür. Aber "was hier angeboten wird, ist kein Sex", sagt er. "Es dient der Gesundheit des Menschen."
Über Fetische kann man immer noch nicht offen sprechen
Erst durch die Klinik habe Olaf spüren können, was er aushalten und wie intensiv er erleben kann. Mit dem Alter habe sich sein Empfinden verändert. "Die äußerliche Erregung nimmt ab, dafür wird sie innerlich umso intensiver." Olaf lebt Orgasmen.
Und dennoch könne der 65-Jährige darüber nicht so offen sprechen wie über Fußball oder schöne Autos. "Für die meisten sind Fetische immer noch eine Frage der Moral", sagt er, der sein Leben lang um Ausgrenzung fürchtete.
Doch Olaf ist überzeugt: Die Menschen lieben sich nicht, obwohl sie skurrile Facetten haben. Sondern genau ihretwegen. In der Dresdner Fetischklinik zahlt er für sie - für Olafs Liebe auf Rezept.
Der Film zur Reportage
Einen Einblick in die bizarre Welt der Dresdner Fetischklinik gibt es auch als Video-Dokumentation auf YouTube zu sehen.
Einfach "TAG24 NEWS" in die Suchzeile eingeben oder folgenden Link nutzen: youtube.com/watch?v=TzkqndUnCjA