Hochwürden gibt sich die Ehre: Das ist der neue Pfarrer vom Weißen Hirsch
Dresden - Nach Monaten der Vakanz freut sich die evangelisch-lutherische Kirchgemeinde am Weißen Hirsch über einen neuen Pfarrer: Gabriel Beyer (53) lädt zum Gottesdienst! Zuvor war der Dresdner als Religionslehrer und sogar Politiker tätig.

Der gebürtige Meißner wuchs in Dresden auf, arbeitete als Elektromonteur im Stahlwerk Freital, installierte Natriumdampflampen.
Handwerkliches Geschick war in der DDR von Vorteil. Dennoch wollte er Theologie studieren: "Mein Vater war auch Pfarrer. Und ich wollte gerne mit Menschen arbeiten."
Er zog dafür nach Ostberlin, wohnte an der Mauer. Unter seiner Wohnung ratterte die S-Bahn ins freie Berlin.
"Der Westen war allgegenwärtig". Nach der Wende unterbrach er sein Studium, arbeitete für einen Politiker der letzten Volkskammer. "Ich hatte ein Büro im früheren ZK-Gebäude, der Machtzentrale der DDR."
Dem zuvor oft unliebsamen DDR-Kirchgänger hielten Volkspolizisten plötzlich die Türe auf. Ein Jahr arbeitete er selbst als Kommunalpolitiker. Für Beyer eine lehrreiche Zeit: "Demokratie ist Arbeit, kostet Kraft und Zeit. Argumente sind wichtig, auch Streitkultur."
Nach zwei Semestern in den USA beendete er sein Studium. Vorm Pfarrer-Examen erlitt er bei einem Autounfall eine lebensgefährliche Kopfverletzung. "Mit Gottes Hilfe habe ich das überlebt, lernte, was Gnade bedeutet. Und welches Glück wir haben, in einem wohlhabenden Land zu leben, mit so einer medizinischen Versorgung."
Nach zwölf Jahren als Pfarrer im Dresdner Umland gab er am Gymnasium Dreikönigschule Religionsunterricht: "Anders als in der Kirche, haben wir da nicht gebetet, sondern darüber geredet."
Nach sechs Jahren lief die Stelle aus, jetzt die Rückkehr ins Gotteshaus. Die erste Predigt hält Beyer morgen 10 Uhr: "Glauben soll zum Leben helfen. Stützen, auch kritisch Orientierung geben."

Titelfoto: Ronald Bonss