Der Retter der Semperoper: Straße soll nach Wolfgang Mischnick benannt werden

Dresden - Zwischen 1968 und 1991 prägte Wolfgang Mischnick (1921-2002) als mächtiger Fraktions-Chef die Geschicke der FDP im Bundestag und war dabei wichtiger Teil der Entspannungspolitik zwischen Ost und West. Was kaum jemand weiß: Mischnick war gebürtiger Dresdner. Ihm verdanken wir die Rettung der Semperoper, das Nordbad und das Karl-May-Museum. Jetzt soll eine Straße nach ihm benannt werden.

Nach dem gebürtigen Dresdner Wolfgang Mischnick (1921-2002) soll eine Straße benannt werden.
Nach dem gebürtigen Dresdner Wolfgang Mischnick (1921-2002) soll eine Straße benannt werden.  © imago images/C3 Pictures

Wolfgang Mischnick wuchs in Dresden in der Neustadt auf dem Bischofsweg auf. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Leutnant. Bei den Kommunalwahlen 1946 zog er für die LDP in die Dresdner Stadtverordnetenversammlung.

Geklärt ist sein enormer Anteil an der Rettung der Semperoper: Im Kulturausschuss überzeugte Mischnick in einer bis in die Nacht gehenden Sitzung die sowjetischen Herrscher, die Ruine nicht abzureißen.

Weil 1948 seine Verhaftung drohte, floh Mischnick nach West-Berlin und machte anschließend in der FDP Karriere. Dabei verlor er die deutsche Einheit nie aus dem Blick.

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1990 zog der damals 69-Jährige über die sächsische Landesliste der Liberalen erneut in den Bundestag ein.

Über Stiftungen engagierte sich der Liberale für den Wiederaufbau der Frauenkirche, die Eröffnung des Nordbades und die Rekonstruktion der Zschoner Mühle.

Wolfgang Mischnick 1993 vor der Ruine der Frauenkirche, für deren Wiederaufbau er sich mit einsetzte.
Wolfgang Mischnick 1993 vor der Ruine der Frauenkirche, für deren Wiederaufbau er sich mit einsetzte.  © Bildarchiv SZ/Gunter Hübner
Nach dem Zweiten Weltkrieg verhinderte unter anderem Mischnick den Abriss der Semperoper.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verhinderte unter anderem Mischnick den Abriss der Semperoper.  © Andreas Weihs

Breite Zustimmung für Initiative zur Mischnick-Straßenbenennung

In der Wendezeit empfing Wolfgang Mischnick (r.) den damaligen Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Hans Modrow (93).
In der Wendezeit empfing Wolfgang Mischnick (r.) den damaligen Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Hans Modrow (93).  © imago/Ulrich Hässler

1992 wurde Mischnick zum Präsidenten des Kuratoriums der Karl-May-Stiftung gewählt. Unter anderem durch sein Engagement konnte das Grab von Klara und Karl May auf dem Radebeuler Friedhof restauriert werden.

"2021 jährt sich sein 100. Geburtstag. Wolfgang Mischnick hat sich um Dresden und um die Demokratie verdient gemacht. In zwei Phasen des gesellschaftlichen Umbruchs hat er klar für seine Heimatstadt Position bezogen. Dresden sollte dies mit einer Straßenbenennung würdigen", so FDP-Stadtrat Holger Hase (44).

Die FDP-Initiative wird aktuell von CDU und Freien Wählern unterstützt. Auch die AfD signalisierte Bereitschaft zuzustimmen.

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Die Linke zweifelt: "Mischnick ist als Person über jeden Zweifel erhaben, aber Politiker sind nie unumstritten", so Tilo Wirtz (53).

Titelfoto: imago images/C3 Pictures

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